Seit 2006 setzt sich der „Arbeitskreis Denkmalschutz und Stadtbildpflege“ (AK) für den Schutz des Stellwerks an der Tannenbergstraße ein. Das weitgehend originale Betriebsgebäude wurde 1911 im regionaltypischen Stil mit Fachwerk, Schiefer und Naturstein erbaut. Bis heute werden Weichen und Signalanlagen mittels einer Hebelbank über Umlenkrollen und Seilzüge von Hand gesteuert. Diese sehr alte und störungsarme Betriebstechnik aus der Kaiserzeit macht das Gladbacher Stellwerk zu einer Rarität in Deutschland mit beinahe musealem Charakter. Sie ist ein entscheidender Grund gewesen, dass das Stellwerk nach jahrelangem Engagement des AK 2014 in die Denkmalliste eingetragen wurde.

Stellwerk Tannenbergstraße (Foto: T. Kostermann 4.5.2013)

Die Bahn plant nun konkret sowohl den zweigleisigen Streckenausbau von Gladbach nach Dellbrück als auch den Ersatz des alten Stellwerks durch einen zentral gesteuerten digitalen Schaltschrank. Dies wirft die Frage nach einer Nachnutzung und zukünftigen Unterhaltung des außer Betrieb gesetzten Stellwerks auf.

Auf Wunsch des AK lud die Bahn zu diesen Fragen zu einem persönlichen Gespräch in Köln-Deutz ein, an dem auch die Untere Denkmalbehörde (UD) der Stadt Bergisch Gladbach teilnahm. Aus diesem sehr angenehmen Gespräch konnte der AK einige positive Informationen mitnehmen und auch selbst seine Anregungen und Bedenken einbringen.

So teilt die Bahn mit, dass sie selbst nach Stilllegung des Stellwerks in der Anlagenverantwortung bleibt. Auf Grund einer Instandhaltungsaufforderung der UD aus 2022 werden zunächst Mindestmaßnahmen zur Erhaltung zeitnah umgesetzt z. B. Dachschäden und Regenrinnen repariert. Einmal im Jahr soll eine Begehung und Mängelprüfung erfolgen, der Brandschutz wird nachgebessert.

Die UD bietet denkmalpflegerische Beratung und Unterstützung an. Sie verweist auf ihre Kontakte zum LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland und bietet Recherche zu Förderprogrammen an. 

Der AK betont die Wichtigkeit einer Vorsorge gegen Vandalismus und Diebstahl nach Stilllegung des Stellwerks und regt Sicherungsmaßnahmen an. Ihm sei außerdem wichtig, dass das Stellwerk während der Gleisbauarbeiten vor Beschädigungen durch große Baumaschinen geschützt werde. Eine Strom- und Wasserversorgung sei für Folgenutzungen vorzuhalten. Eine gewisse Heizkraft sei notwendig, um Feuchteschäden und Schimmel vorzubeugen.

Bezüglich der Suche nach Folgenutzungen bietet der AK an, das Stellwerk ins Programm regelmäßiger Stadtführungen aufzunehmen. Darüber hinaus suchen UD und AK im Umfeld von Eisenbahnfreunden weitere Nutzungsinteressenten. Im nunmehr eingeleiteten Planfeststellungsverfahren wird der AK all seine Anregungen und Bedenken in einer Stellungnahme nochmals schriftlich geltend machen.

Links: Hebelbank zur Bedienung von Weichen u. Signalen
Rechts: Umlenkrollen im Spannwerksraum (beide Fotos T. Klostermann 19.01.2006)