Mitarbeiter und Lenkungskreis des Projekts

Das erste Jahr

Mit Ende des ersten Projektjahres konnten im Januar 2024 die ersten herausragenden Ergebnisse der Presse und der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Als großartige Hilfe hat sich die Schar der ehrenamtlich engagierten Menschen herausgestellt. Dies sind nicht nur ehemals am Bergbau beteiligte Personen und deren Familien, sondern auch viele an der langjährigen Industriegeschichte und der Kulturlandschaft der – alten oder neuen – Heimat interessierte. Hier wurden die Erwartungen für das Projekt in der Region deutlich übertroffen, auch was das nun erkennbare Potenzial der regionalen Vernetzung anbelangt.

Durch die fortgeschrittene digitale Aufbereitung von Plänen und Schriftquellen wie Grubenrissen und historischen Zeitungen wird deren Auswertung nicht nur enorm erleichtert, sondern es werden auch ganz neue Möglichkeiten zur Erschließung und Vernetzung von historischen Quellen geschaffen. Schrift- und Bildmaterial konnte in digitaler Form dokumentiert und abgeglichen werden. Viele bisher offene Fragen lassen sich so besser klären.

Was für spektakuläre Funde noch in überregionalen Archiven gemacht werden können, zeigen Aufnahmen aus dem Staatsarchiv in Lüttich, die mit Hilfe der Vielle Montagne Heritage zugänglich wurden. Diese von François Wouters digitalisierten und restaurierten Originalaufnahmen zeigen den Lüderich und andere Gruben in bislang ungeahnter Präzession. Viele von den Aufnahmen waren vor Ort bislang unbekannt oder nur in schlechten Kopien verfügbar.

Mit dem Projektstart erfolgte über die regionalen Medien ein Aufruf an die Öffentlichkeit, privat überlieferte Dokumente und Fotos beim Geschichtsverein zu melden. Dieser stieß auf eine erfreulich vielfältige Resonanz mit vielen persönlichen Bezügen, die eine schöne Ergänzung zur notwendigen „trockenen Wissenschaft“ darstellt. Erwähnenswert sind hier z.B. eine für Bohrkerne umgerüstete Munitionskiste von der Grube Weiß, die von Hellfried Schnabel überbracht wurde oder ein Hauerschein von Herrn Heinrich Breideneichen, einem Bensberger, der am Lüderich gearbeitet hat.

Im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit nahm die Lokalisierung und digitale Kartierung der Gruben und Geländerelikte mit Geographischem Informationssystem (GIS) einen ersten Schwerpunkt ein. Als große Unterstützung bei diesen Arbeiten konnte mit Marc Remmert aus Wiehl ein versierter Kenner des Bergbaus im oberbergischen Land gewonnen werden. Dies erscheint besonders wichtig, da die räumliche Abgrenzung des Bensberger Erzreviers –gerade in den dortigen Bereichen – bislang sehr unterschiedlich ausgelegt worden ist.

Von der Bezirksregierung Arnsberg, die heute den Nachlass der regionalen Gruben verwaltet, wurden zudem detaillierte Pläne der zahlreicher Gruben bereitgestellt. In digitaler Form erlauben diese eine sehr viel bessere Lokalisierung von einzelnen Schächten, Stollen und Gebäudefundamenten im Gelände.

Mit tatkräftiger und engagierter Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern der LVR-Bodendenkmalpflege erfolgten Geländebegehungen an ausgewählten Gruben mit markantem Altbergbau. Dabei wurden vom Lüderich und von der Grube Apfel archäologische Funde wie mittelalterliche Keramikscherben, Schmelzreste von Blei und Eisengeräte – sogenanntes „Gezähe“ – geborgen. Von der Grube Apfel waren solche Funde bislang noch völlig unbekannt und bilden somit den ersten Nachweis eines sehr wahrscheinlich bis in das Mittelalter zurückreichenden Bergbaus.

Für die zeitgemäße Vermittlung der Ergebnisse durch Online-Angebote werden diese nun schrittweise in „KuLaDig“ eingearbeitet und somit sichergestellt, dass die Ergebnisse der Arbeiten auch nach Projektabschluss dauerhaft verfügbar bleiben. Um auch neue Zielgruppen für die Beschäftigung mit der Thematik zu gewinnen, werden einige landschaftlich besonders schöne und historisch interessante Relikte im LVR-Portal „Click Rhein“ für junge Menschen zusammengefasst. Fünf als „Entdeckungen“ konzipierte Rundgänge sind hier in Arbeit. Diese führen u.a. vom Bergischen Museum zur Grube Weiß, durch das Vollbachtal, durch die Hardt, vorbei an der Grube Jungfrau, über den Lüderich und durch das Aggertal an der Grube Castor entlang. Die praktische Umsetzung der neuen Bergbauwege wird nun von Manfred Kiessig sachkundig und engagiert betreut.

Im nun beginnenden zweiten Projektjahr werden die oben aufgezeigten Arbeiten fortgeführt. Die Ergebnisse können in die geplante Neukonzeption der Ausstellung des Bergischen Museums einfließen und gemeinsame Vermittlungsformate entwickelt werden. Die während des ersten Jahres geknüpften wertvollen Kontakte zu regionalen und überregionalen Institutionen und Vereinen sollen weiter vertieft werden. Hierfür ist am 23.März 2024 eine Exkursion nach Lüttich und Kelmis geplant, die auch für interessierte Gäste offen ist. Zudem ist für den Sommer ein Workshop in Bensberg geplant. Damit soll – über die bestehenden Kreisgrenzen hinaus – ein dauerhaftes regionales Netzwerk für die Erforschung und Vermittlung des alten Bergbaus im Bergischen Land entstehen.

Das Projekt bei BergTV : Bensberger Erzrevier – Bergbau im Bergischen Land


Unser Projekt zum Bensberger Erzrevier Projektstart

Der Bergische Geschichtsverein Rhein-Berg e.V. verfolgt seit Jahresbeginn mit Unterstützung der regionalen Kulturförderung des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) ein großes Projekt zur Dokumentation, Vernetzung und Vermittlung der Zeugnisse des Bensberger Erzreviers.

Das Projekt wurde durch die engagierte Unterstützung der Kulturabteilung des Rheinisch-Bergischen Kreises, des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte und des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege möglich. Die Realisierung erfolgt nun durch die montanhistorisch versierten Wissenschaftler Dr. Alexander Kierdorf und Peter Schönfeld M.A.

Das sogenannte Bensberger Erzrevier zwischen Bensberg, Engelskirchen und Lohmar nahm ab der Mitte des 19.Jahrhunderts eine führende Rolle in der deutschen Zinkproduktion ein. Daneben spielten aber auch Blei, Kupfer, Eisen und andere Metalle eine Rolle. Mit den nun zur Verfügung stehenden Möglichkeiten sollen die verstreut vorhandenen Unterlagen gesichert und erschlossen werden und zusammenfassend in die öffentliche Kulturlandschafts-Datenbank des LVR (KuLaDig) eingearbeitet werden.

Mit dem Projekt soll die mehr als 140-jährige Industriegeschichte des Bensberger Erzreviers auf eine neue fachliche Ebene gehoben und gleichzeitig für einen weiten Kreis der Bevölkerung attraktiv präsentiert werden. Der Bergische Geschichtsverein kooperiert dabei mit dem Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe in Bensberg, das über ein Schaubergwerk und eine bedeutende montangeschichtliche Sammlung verfügt. Deren überregionale Bedeutung für den frühen Bergbau wurde durch archäologische Untersuchungen in den vergangenen Jahren herausgestellt. Die Forschungsergebnisse sollen auch in die zukünftige Museumspräsentation einfließen.

LVR Bodendenkmalpflege Fund des Monats Januar 2022

Neben den alten Zeugnissen nehmen auch aktuelle Perspektiven eine wichtige Rolle ein. Dies betrifft z.B. den Naturschutz und die denkmalgerechte Nachnutzung von Objekten und Folgelandschaften des Bergbaus in der Region.

Zum Projektstart wurde mit der kompetenten Unterstützung des Geoportals des Rheinisch- Bergischen Kreises eine erste Übersichtskarte mit den Gruben des Bensberger Erzreviers erstellt.

Die Karte zum runterladen (Klick!)

Diese wird zukünftig um die neuen Forschungsergebnisse ergänzt und aktualisiert werden.

Materialien zum Bensberger Erzrevier gesucht

Für den Erfolg des Projektes ist eine aktive Beteiligung von Bergbau-Interessierten aus der Region ausdrücklich gewünscht. Auf so manchem Speicher und in so manchem Keller dürften sich noch interessante historische Schätze befinden, die darauf warten, ins rechte Licht gerückt zu werden. Auch unscheinbare Fotos oder Dokumente können sehr wichtige Informationen beinhalten. Alle, denen private Hinterlassenschaften wie Gegenstände, Fotos, oder Berichte mit bergbaulichem Bezug bekannt sind, werden deshalb gebeten, diese zur Dokumentation beim Verein zu melden.

Kolorierte Postkarte der Grube Berzlius um 1914 (Archiv BGV / T.Klostermann)

Auch aktive Mitarbeit in anderer Form –gerne auch mit eigenen Ideen – ist herzlich Willkommen. Für diese Arbeiten steht das modern ausgestattete Geschichte Lokal in der Kadettenstraße 1 zur Verfügung. Neben der Bibliothek des Vereins ist dort auch eine moderne informationstechnische Infrastruktur vorhanden. Mit dem Engagement von beteiligten Wissenschaftlern und ehrenamtlichen Helfern wird diese dazu beitragen, das Bensberger Erzrevier neu zu beleuchten.

Ansprechpartner:

Peter Schönfeld

Alexander Kierdorf

BGV Rhein-Berg e.V.

Kadettenstraße 1

51429 Bergisch Gladbach

Postkarte von 1940mit der Grube Weiß und der Bergarbeitersiedlung Erlenhofin Moitzfeld (Slg. K. u. M. vom Hofe)