Mitglieder des Arbeitskreises Denkmalschutz und Stadtbildpflege besuchten am 12. April gemeinsam mit dem Freundeskreises Gartensiedlung Gronauer Wald das traditionsreiche Industriegebiet beiderseits der Schanzenstraße, dessen bekanntestes Bauwerk wohl das als Disko und Veranstaltungshalle legendäre „E-Werk“ ist. Die Führung übernahm Carl von Herz, der über 20 Jahre lang seine Harley-Davidson-Niederlassung in einem historischen Gebäude des ehemaligen Mülheimer Gaswerks betrieben hatte und damit zu den Pionieren der dortigen Umnutzung gehört.
Die mit ihren rot-gelben Dacksteinfassaden und eisernen Dachstühlen besonders auffälligen Bauten des Gaswerks gehörten dann auch zu den Objekten, die in Begleitung der Verantwortlichen des Immobilienentwicklers Eggerbauer ausführlich begangen und diskutiert wurden. Das alte Kesselhaus – bisher Harley-Niederlassung – bot sich als Baustelle mit interessanten Einblicken in die originale Bausubstanz. Das langgestreckte Retortenhaus bot mit seiner innen eingefügten modernen Büroarchitektur das Beispiel einer architektonisch abgesetzten Umnutzung. Der Kontrast von historischer Bausubstanz und moderner Architektur ist charakteristisch für die Umnutzungen an der Schanzenstraße. Ebenfalls zum Bestand der Firma Eggerbauer gehört die in den 1950er Jahren von den Kabelwerken Felten & Guilleaume an das Retortenhaus angebaute, weitgespannte Bogenhalle, die nach einer Nutzung als Buchkommissions-Lager heute als Fitness- und Reha-Studio dient. Die dazu nptwendigen Umkleiden wurden geschickt zwischen die Bogenträger eingefügt.
Zur Firma Eggerbauer gehören auch die alten Lagerhallen, das Ofenhaus und der auffallende rote Siloturm der ehemaligen Schamottsteinfabrik Martin und Pagenstecker sowie die ehemalige Seilerei am Ostende des Geländes, die aus einem langgestreckten Riegel von Hochbauten sowie einem umfangreichen Flachbau bestehen, dessen historische Hallenkonstruktionen unter dem Namen „Seilerhöfe“ neu gegliedert und mit einer modernen Metallfassade versehen wurde. Ein aus den 1960er Jahren stammender, gerasterter Betonbau mit großen Glasflächen diente zunächst als Studio für die Harald-Schmidt-Show; nach einer Aufstockung befindet sich hier die Digitalabteilung von OBI.
Das bekannte „E-Werk“, basierend auf dem Enganagement mehrerer Mitglieder von BAP, war der eigentliche „Urknall“ der bis heute durch das Industrieviertel rollenden Konversionswelle. heute gehören zum selben Portfolio auch das gegenüber liegenden „Palladium“ sowie mehrere Bürogebäude, für die mehrgeschossige Fabrikbauten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts umgenutzt wurden. Zwischen diesem Komplex und dem Konversionsareal „Carlswerk“ der BEOS AG, des Südteils des Areals. Riegelartig erstreckt sich dazwischen von Ost nach West das Areal des Drahtwerk Köln, das am historischen Gründungsort die Tradition des Carlswerks fortsetzen und mit riesigen Drahtrollen und teils sogar Werksbahnverkehr das industrielle Flair des Viertels unterstützen.
Vorbei an den Fassaden der ehemaligen Verwaltungsgebäude mit dem repräsentativen Haupteingang (heute u.a. Internationale Filmschule des Landes NRW) ging es dann zum BEOS-Areal, wo als Besonderheit der der Ausweich-Spielstätte der Kölner Bühnen vorgelagerte „Carlsgarten“, ein „mobiles“ Urban-Gardening-Projekt bestaunt wurde. Die abschließende Stärkung bot Gelegenheit, über die Übertragbarkeit des als gelungene Industrie-Konversion international bekannten Schanzenstrassen-Viertels auf die Bergisch Gladbacher Aufgabe der Zanders-Entwicklung zu diskutieren.