Der Vertriebenengedenkstein im Forumpark

Der Vertriebenengedenkstein im Forumpark besteht aus vier in Kreuzform angeordneten Pfeilern aus Lindlarer Grauwacke und einer waagerecht darauf liegenden runden Platte aus Muschelkalk. Auf der Oberfläche der Muschelkalkplatte stehen die Worte „Deutsche Heimat im Osten“ mit einem Pfeil, der nach Osten zeigt. Der abgewinkelte Rand der Platte zeigt die Wappen und die Namen ehemaliger deutscher Siedlungsgebiete im heutigen Polen und in anderen Ländern Europas.

1. Geschichte des Gedenksteins

Die Aufstellung des Gedenksteins ging 1956 auf die Initiative der Ortsvereinigung Bergisch Gladbach des Bundes der vertriebenen Deutschen, die Landsmannschaft Pommern/Brandenburg und die Sudetendeutsche Landsmannschaft zurück.[1] Eingeweiht wurde der Gedenkstein im Rahmen der Feierlichkeiten zum hundertsten Jahrestag der Stadtrechtsverleihung der Stadt Bergisch Gladbach am 22. Juli 1956.[2] Bei der Einweihung stand der Gedenkstein nicht an seinem heutigen Standort, sondern weiter östlich unterhalb des Jugendheims Quirlsberg etwa gegenüber dem Haus Hauptstraße 247. Nach dem Ausbau der heutigen Straße Schnabelsmühle wurde er im September 1988 an seinen heutigen Standort im Forumpark versetzt.[3] Nachdem der Gedenkstein im Jahre 2011 saniert und im Bereich der Wappen neu eingefärbt worden war,[4] wurde er im Jahre 2015 unter der laufenden Nummer 175 in die Denkmalliste der Stadt Bergisch Gladbach aufgenommen. Der Bergische Geschichtsverein Rhein-Berg e.V. hat den Stein im Jahre 2023 in Zusammenarbeit mit der Stadt Bergisch Gladbach erneut restauriert und diese Erläuterung erstellt.

2. Vertriebene in Bergisch Gladbach und im Rheinisch-Bergischen Kreis

Den historischen Hintergrund für den durch den Gedenkstein angesprochenen Heimatverlust bilden die Flucht, Vertreibung und Zwangsaussiedlung von Menschen deutscher Staats- und Volkszugehörigkeit aus ehemaligen deutschen Siedlungsgebieten im Osten Europas während des Zweiten Weltkrieges und nach dem Ende des Krieges. Nach der Volkszählung im September 1950 galten in Bergisch Gladbach 3.798 und in Bensberg 1.499 Menschen als Heimatvertriebene. Das waren in der Kreisstadt 11,6% der städtischen Bevölkerung, in Bensberg 6,6%. Im damaligen Rheinisch-Bergischen Kreis, zu dem auch ein großes Flüchtlingslager in Wipperfürth gehörte, wurden 19.339 Menschen oder 12,1% der Kreisbevölkerung bei der Volkszählung als Heimatvertriebene erfasst.[5]

In Bergisch Gladbach bildeten unter den Vertriebenen die Schlesier „die stärkste Gruppe“, gefolgt von den Pommern und den Ost- und Westpreußen. 1947 wurden Flüchtlingsbeiräte gebildet. 1948 durften sich die Vertriebenen in einer „Interessengemeinschaft der Ostvertriebenen“ zusammenschließen, die 1949 im „Zentralverband vertriebener Deutscher“ und 1953 im „Bund der vertriebenen Deutschen“ aufging. Anfangs waren zahlreiche Vertriebene in den Kasernen an der Hermann-Löns-Straße untergebracht, später entstanden Siedlungen unter anderem in Paffrath, in Duckterath, an der Handstraße und in Heidkamp. Der evangelische Pfarrer Ernst-Günter Haß meinte in der städtischen Festschrift zur Hundertjahrfeier 1956, dass die Vertriebenen „in Bergisch Gladbach eine neue Heimat gefunden“ hätten, betonte gleichzeitig aber auch, dass die „Forderung nach Rückgabe der ostdeutschen Gebiete, nach Rückkehr in die angestammte Heimat“ bei den Vertriebenen „als ein ständiges Anliegen lebendig bleiben“ werde.[6] In einem solchen Bedeutungszusammenhang ist wohl auch die Aufstellung des Vertriebenengedenksteins 1956 zu verstehen.

3. Definition und Zahl der Vertriebenen in Deutschland

Die Vertriebenen im Rheinisch-Bergischen Kreis stammten nicht nur aus unterschiedlichen Siedlungsgebieten, sondern waren auch aufgrund unterschiedlicher Schicksale ins Bergische Land gekommen und wurden im Laufe der Jahre unterschiedlich definiert. Bei der Volkszählung im Jahre 1950 wurden zu den Heimatvertriebenen nicht nur „Personen mit Wohnsitz am 1. September 1939 in den deutschen Ostgebieten (Gebietsstand 31. Dezember 1937) unter fremder Verwaltung“ sowie „Personen mit deutscher Muttersprache mit Wohnsitz am 1. September 1939 im Ausland“ gezählt, sondern auch Menschen, die aus dem Saarland stammten, das damals noch nicht zur Bundesrepublik gehörte.[7]

Das Bundesvertriebenengesetz von 1953 fasste unter dem Begriff der „Vertriebenen“ alle Deutschen zusammen, die ihren Wohnsitz in den deutschen Ostgebieten oder außerhalb des Deutschen Reiches im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg ohne Rücksicht auf einen Stichtag „infolge Vertreibung, insbesondere durch Ausweisung oder Flucht, verloren“ hatten,[8] während Vertriebene, „die am 31. Dezember 1937 oder schon einmal vorher in den Vertreibungsgebieten ansässig gewesen waren“, als „Heimatvertriebene“ bezeichnet wurden.[9]

Die Gesamtzahl der Vertriebenen lässt sich nicht nur aufgrund dieser unterschiedlichen Definitionen schwer bestimmen. Teilweise waren Menschen mehrfach von Flucht, Vertreibung und Zwangsaussiedlung betroffen. Zu beachten ist auch, dass die Männer vielfach bei der Wehrmacht dienten und bei Kriegsende nicht an ihrem Wohnort verweilten.  Auch Menschen aus Westdeutschland waren teilweise während des Krieges in spätere Vertreibungsgebiete evakuiert worden, beispielsweise Schülerinnen und Schüler der Bergisch Gladbacher Oberschule, des späteren Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums, im Rahmen der Kinderlandverschickung nach Eger im Sudetenland. Unter solchen Vorbehalten lässt sich sagen, dass „etwa 11 Millionen Deutsche, die vor dem Krieg östlich der jetzigen deutschen Ostgrenze lebten, während der 1940er Jahre in unterschiedlicher Art und Weise im heutigen Deutschland eingetroffen sind und hier eine neue Heimat suchen mussten. Weitere rund 450.000 Deutsche sollen in Österreich und im westlichen Ausland Zuflucht gefunden haben.“[10] Statistische Erhebungen aus dem Jahre 1950, also vor der Definition des Bundesvertriebenengesetzes von 1953, gingen von „12,45 Mio Betroffenen des Bevölkerungstransfers Deutscher aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches und Volksdeutscher aus der Tschechoslowakei, aus Polen, Ungarn, Jugoslawien, Rumänien und den Baltischen Staaten“ aus.[11]

Im Zusammenhang mit Flucht und Vertreibung sollen 473.013 Deutsche ums Leben gekommen sein, wobei nicht klar ist, „wie viele dieser Personen während des Krieges und wie viele in der Nachkriegszeit ihr Leben verloren und wie viele von ihnen schon vor dem Krieg im östlichen Europa beheimatet gewesen waren; es ist auch nicht klar, wie viele von ihnen Zivilisten waren.“[12] Andere Berechnungen beziffern die „Vertreibungsverluste“ auf „500.000 bis 600.000 Menschen.“[13]

4. Historische Hintergründe von Flucht, Vertreibung und Zwangsaussiedlung            

Historische Hintergründe für die Vertreibungen und Zwangsumsiedlungen im 20. Jahrhundert waren der im 19. Jahrhundert erwachte Nationalismus und das Bestreben, Volks- und Sprachgrenzen mit staatlichen Grenzen in Übereinstimmung zu bringen. In Ostmitteleuropa und insbesondere im österreichischen Habsburgerreich waren Sprachen und Völker bis zum Ende des Ersten Weltkrieges stark durchmischt gewesen. Auch im Osten des Deutschen Reiches lebten Deutsche mit Polen, Kaschuben und anderen Minderheiten zusammen. Das Königreich Polen, das seit der Lubliner Union mit Litauen 1569 von der Ostsee bis Weißrussland und in die Ukraine gereicht hatte, war 1772, 1793 und 1795 zwischen Russland, Österreich und Preußen aufgeteilt worden. Das 1871 gegründete Deutsche Reich grenzte im Osten direkt an Russland.[14]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden in Ostmitteleuropa mit Polen, Estland, Lettland, Litauen, Ungarn und der Tschechoslowakei neue Staaten geschaffen, die sich als Nationalstaaten verstanden, in denen es aber teilweise weiterhin nationale Minderheiten gab. Die Kriegsverlierer Deutschland und Österreich sowie das 1917 bolschewistisch gewordene Russische Reich mussten Gebiete an diese neu geschaffenen Nationalstaaten abtreten. Zwischen Polen und der sowjetischen Armee kam es zu einem Krieg, der erst 1921 mit dem Frieden von Riga endete.[15] In Deutschland wurde die Revision des Versailler Vertrages von 1919 insbesondere von den rechten Parteien unterstützt.

Die Flucht, die Vertreibung und die Zwangsumsiedlung von Deutschen aus dem Osten Europas sind im Zusammenhang des Zweiten Weltkrieges zu verstehen. Dem Krieg waren 1938 der Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich und im März 1939 die Besetzung Böhmens und Mährens vorausgegangen. Am 1. September 1939 marschierte die deutsche Armee in Polen ein, am 17. September drangen auch sowjetische Truppen in Ostpolen vor. Das Staatsgebiet Polens war zuvor in einem geheimen Protokoll zum Hitler-Stalin-Pakt zwischen Deutschland und der Sowjetunion aufgeteilt worden.[16]

Nach der Eroberung und Aufteilung Polens betrieb das nationalsozialistische Deutschland in den annektierten polnischen Gebieten eine „brutale Eindeutschungspolitik“. Angehörige der polnischen Führungsschicht sollten „ausgerottet, die anderen Polen im Generalgouvernement zusammengedrängt werden.“[17] Der Deportation und Vertreibung von Polen und Juden stand die Ansiedlung von Volksdeutschen aus sowjetisch beherrschten Gebieten gegenüber: „Deutsche sollten auf Kosten von Polen umquartiert werden, Polen dann oft auf Kosten von Juden.“[18] Aus „sozialdarwinistischem Rassenwahn“[19] heraus zielte Hitlers Politik „auf die Gewinnung von Lebensraum für den im ‚völkisch-rassischen‘ Sinn neuzugestaltenden deutschen Staat.“[20] Der rassistische Imperialismus des nationalsozialistischen Deutschlands schloss im Zweiten Weltkrieg die Vernichtung und Vertreibung nichtdeutscher Bevölkerung in den eroberten Teilen Osteuropas ein.  

Der Historiker Klaus Zernack hat darauf hingewiesen, dass aus polnischer Sicht das deutsche Vorgehen im Zweiten Weltkrieg in der „Tradition preußischer Polenpolitik“ gestanden habe. Der erste deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck sei im 19. Jahrhundert davon überzeugt gewesen, dass „die Einheit Deutschlands nur durch den Fortbestand der Teilung Polens gewährleistet sei“. Nach dem Sieg über Deutschland 1945 habe im Gegenzug aus polnischer Sicht „der Fortbestand Polens die Teilung Deutschlands“ verlangt.[21]

Noch während des Krieges stimmten Großbritannien und die Vereinigten Staaten den Plänen Stalins über eine „Westverschiebung“ Polens zu, die es der Sowjetunion ermöglichte, „ihre 1939/40 in Komplicenschaft mit Hitler eingebrachte Beute“ im Osten Polens behalten zu können.[22] Bei der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 beschlossen die Siegermächte „die Vertreibung der deutschen Minderheiten aus Polen, aus der Tschechoslowakei und aus Ungarn“ in deren neuen Grenzen. Die Vertreibung „brachte Leid und Elend in schwer vorstellbarem Maße über die Vertriebenen.“[23] Nach den Worten des Historikers Wolfgang Benz folgte dem „Zusammenbruch des Deutschen Reiches im Frühjahr 1945“ eine „gewaltsame Westbewegung, die in ihrer Totalität gegenüber dem deutschen Bevölkerungsanteil der betroffenen Gebiete der totalen Niederlage Deutschlands entsprach.“[24]

Auch innerhalb Polens gab es teilweise zwangsweise Migrationen, so etwa aus dem sowjetisch gewordenen Ostpolen nach Westpolen. In Polen ansässige Ukrainer wurden in die Sowjetunion sowie 1947 aus Ostpolen nach Westpolen umgesiedelt.[25] 1950 hatten von den 24,6 Millionen Einwohnern Polens knapp 6,5 Millionen infolge des Krieges und der Grenzverschiebungen „dauerhaft ihren Wohnort gewechselt“.[26]

5. Phasen der Flucht, Vertreibung und Zwangsaussiedlung von Deutschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten

Die ehemaligen deutschen Ostgebiete bestanden nach dem Stand von 1937 aus den preußischen Provinzen Grenzmark Posen-Westpreußen, Oberschlesien und Ostpreußen mit den Provinzhauptstädten Schneidemühl, Oppeln und Königsberg sowie aus den östlich der späteren Oder-Neiße-Grenze gelegenen Teilen der preußischen Provinzen Brandenburg, Niederschlesien mit der Provinzhauptstadt Breslau und Pommern mit der Provinzhauptstadt Stettin.

Zwischen 1939 und 1943 hatte die nationalsozialistische Regierung im Zuge ihrer rassistischen Lebensraumpolitik Angehörige deutscher Minderheiten aus unterschiedlichen Gebieten Osteuropas in von Polen eroberte Gebiete wie den Reichsgau Wartheland, aber auch in das östliche Reichsgebiet umgesiedelt. Dazu gehörten beispielsweise Deutsche aus den baltischen Staaten. Die Zahl der „Deutschen, die infolge der Expansion des Großdeutschen Reiches im östlichen Europa ihre Heimat verloren“, lag bei etwa 910.000 Menschen.[27]

Im Oktober 1944 überschritten sowjetische Truppen die Grenze des Deutschen Reiches in Ostpreußen und rückten seit dem 12. Januar 1945 in einer Großoffensive nach Westen vor. Am 30. Januar 1945 erreichten sie die Oder. Nach ersten kleineren Evakuierungswellen 1944 in Ostpreußen setzte Mitte Januar 1945 bei Schnee und Kälte eine massenhafte Flucht und Evakuierung der deutschen Bevölkerung nach Westen ein.[28]

Die Trecks der flüchtenden Deutschen wurden „im kollektiven Bildgedächtnis“ zum „Symbol der Vertreibung“.[29] Da die deutschen Behörden die Evakuierungsbefehle hinausgezögert hatten, wurden zahlreiche Flüchtende von der Roten Armee eingeholt. In der Ostsee starben Tausende durch die Versenkung von Schiffen. Ein Teil der Menschen verlor bei der Flucht ihr Leben, andere wurde von den sowjetischen Truppen zurückgeschickt, vielen aber gelang auch die Flucht. Von den Vertriebenen in der Bundesrepublik gaben später als Zeitpunkt der Vertreibung 630.165 Menschen „bis Ende 1944“an, während 2.032.450 Menschen ihre Heimat zwischen dem 1. Januar 1945 und dem 7. Mai 1945 verloren hatten.[30] 

Die Phasen der nationalsozialistischen „Expansion“ 1939-1943 und der anschließenden nationalsozialistischen „Räumungspolitik“ 1944-1945 mit der Flucht und Evakuierung von Millionen Menschen hinterließen „eine humanitäre Katastrophe großen Ausmaßes“.[31] Als dritte Phase folgte vor den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz 1945 insbesondere im Sudetenland und in den polnisch besetzten deutschen Ostgebieten eine Phase „wilder Vertreibungen“ mit „brutalen Ausschreitungen gegen die Deutschen“.[32] Die Vertriebenen „wurden von den Soldaten, die ihre Ortschaft umstellten, überrascht. Innerhalb kurzer Zeit sollten sie die wichtigsten Dinge zusammenpacken und zu Fuß unter Bewachung in Richtung Grenze aufbrechen. Ihre gesamten Wertgegenstände wurden konfisziert.“[33] Auf dem Weg waren die Menschen Überfällen, Vergewaltigungen und Morden ausgesetzt. Manche Vertriebene verübten Selbstmord. Später in der Bundesrepublik gaben 655.290 Vertriebene an, zwischen dem 8. Mai und dem 31. Juli 1945 vertrieben worden zu sein.[34]   

Die vierte Phase setzte nach dem Potsdamer Abkommen ein. Zwischen 1946 und 1949 wurden „unter Kontrolle der alliierten Regierungen 4,8 Millionen Deutsche aus Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn und Österreich“ zwangsausgesiedelt.[35] Die Deutschen wurden vielfach in Lagern isoliert. Nach einem Abkommen zwischen Polen und Großbritannien wurden im Rahmen der Aktion „Swallow“ ab Februar 1946 Deutsche aus den polnisch besetzten Ostgebieten mit Eisenbahnzügen in die britische Besatzungszone transportiert. Bis Ende Juni 1946 kamen auf diese Weise etwa eine Million Menschen nach Westdeutschland, „darunter fast 700.000 aus Niederschlesien.“[36]

6. Auswirkungen von Flucht, Vertreibung und Zwangsaussiedlung auf Westdeutschland und Bergisch Gladbach

Die Aufnahme und Eingliederung von Millionen Menschen aus dem Osten förderte in Westdeutschland „die Verstädterung und vor allem die Konzentration der Bevölkerung auf bestimmte Ballungsgebiete, verstärkte die Mobilität von Ort zu Ort, von Betrieb zu Betrieb und von Beruf zu Beruf.“ Dabei war dieser „Mobilisierungsprozess und Strukturwandel“ im bereits industrialisierten Nordrhein-Westfalen nicht so ausgeprägt wie in den klassischen Flüchtlingsländern wie Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bayern.[37]

Der Zuzug der Flüchtlinge und Vertriebenen aus dem Osten veränderte die Strukturen der westdeutschen Gesellschaft, so dass „die Bundesrepublik selber das Ergebnis eines erfolgreichen Eingliederungsprozesses von Flüchtlingen, Vertriebenen und Eingesessenen in eine neue Zeit und Gesellschaft“ darstellte.[38]

Um die Assimilation der Zwangsausgesiedelten in den Ankunftsregionen zu stärken, wurden die Menschen aus den einzelnen Eisenbahntransporten möglichst räumlich breit gestreut angesiedelt.[39] Das 1952 beschlossene Lastenausgleichsgesetz, das den Vertriebenen gestaffelte Entschädigungszahlungen zusprach, förderte deren wirtschaftliche, soziale und psychologische Eingliederung. Der Kalte Krieg mit der Frontstellung gegen die kommunistische Sowjetunion trug ebenfalls zu ihrer Integration bei, zumal die ehemaligen Heimatregionen ja im sowjetischen Herrschaftsbereich lagen. Vor allem aber wirkte der wirtschaftliche Boom in den 1950er Jahren integrierend. Für das „westdeutsche Wirtschaftswunder“ bildeten das „Arbeitskräftereservoir“ und die Arbeitsbereitschaft der Vertriebenen wichtige Voraussetzungen.[40]

Ein Zeichen für die Eingliederung der Vertriebenen in die westdeutsche Gesellschaft war der starke und zunehmende Anteil der Eheschließungen mit westdeutschen Partnern und Partnerinnen. In den sechziger Jahren betrug der Anteil der Eheschließungen von Vertriebenen untereinander noch 32 Prozent; zwei Drittel der Vertriebenen heirateten Nichtvertriebene.[41]

In Bergisch Gladbach und Bensberg führte der Zuzug von Vertriebenen aus den mehrheitlich protestantisch geprägten Ostgebieten zu Veränderungen der konfessionellen Strukturen. Dies spiegelte sich im Bau neuer evangelischer Volksschulen wider, zu denen beispielsweise Anfang der 1950er Jahre die evangelische Volksschule Am Broich zählte.[42]

Auch in Straßennamen schlug sich der Zuzug der Vertriebenen nieder. Namen ehemals ostdeutscher Städte dienten 1957 in dem Viertel um die Breslauer, die Danziger und die Königsberger Straße in Hand zur Benennung von Straßen, während in Refrath 1963 auf Antrag der Bensberger Ortsvereinigung des Bundes der Vertriebenen Straßen nach ostdeutschen Dichtern und Philosophen wie Adalbert Stifter und Immanuel Kant benannt wurden.[43]

Zudem übernahmen die Stadt Bergisch Gladbach und der Rheinisch-Bergische Kreis 1957 Patenschaften für die aus dem Ostteil der Stadt und des Kreises Görlitz stammenden Heimatvertriebenen. In Bergisch Gladbach fanden seitdem regelmäßig Heimattreffen der ehemaligen Görlitzer statt. Aus der Patenschaft entwickelten sich die Bergisch-Schlesischen Musiktage, eine kulturelle Initiative, die von dem lange in Bergisch Gladbach ansässigen Institut für ostdeutsche Musik begleitet wurde.[44]

7. Entwicklungen der Vertriebenenproblematik in Westdeutschland und in Bergisch Gladbach seit den 1960er Jahren

Die westdeutschen Vertriebenenverbände traten in den 1950er und 1960er Jahren für das „Recht auf Heimat“ im Sinne einer „Rückgliederung der Heimatgebiete an Deutschland“ ein und lehnten „Verzichtstendenzen“ ab, die sich für eine Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze aussprachen.[45] In ihren von „dogmatischer Verhärtung“ gekennzeichneten Positionen isolierten sie sich seit den 1960er Jahre zunehmend von der Bevölkerungsmehrheit.[46] Im deutsch-polnischen Vertrag vom 7. Dezember 1970 anerkannte die Bundesregierung unter Willy Brandt die Oder-Neiße-Linie als Polens Westgrenze. Die internationale Bestätigung der 1945 gezogenen Grenze war 1990 auch Voraussetzung für die Wiedervereinigung Deutschlands.[47] Das Ende des Kalten Krieges führte in Bergisch Gladbach dazu, dass sich aus den Bergisch-Schlesischen Musiktagen das „Forum Ost-West“ entwickelte und dass die Stadt Bergisch Gladbach 1993 eine Städtepartnerschaft mit der polnischen, ehemals deutschen Stadt Pszczyna schloss.[48]

Die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze war 1968 unter anderem auch durch das Polen-Memorandum des Bensberger Kreises in die politische Diskussion getragen worden. Der Bensberger Kreis war ein überregionaler Zusammenschluss westdeutscher Katholiken, der sich 1966 in der Thomas-Morus-Akademie in Bensberg gegründet hatte. Der Verzicht auf die Oder-Neiße-Gebiete wurde in dem Memorandum als „Bedingung der Versöhnung“ mit Polen benannt.[49]

Die Vertreter der Vertriebenen bemängelten, dass sie in den Parlamenten der Bundesrepublik nicht ausreichend repräsentiert waren.[50] Auch in Bergisch Gladbach beklagte 1987 Joachim Frenzel, der Vorsitzende des Vertriebenenbeirates, dass dieses Gremium ein „Stiefmütterchendasein“ führe und dass man die Vertriebenen „im Regen stehen“ lasse, obwohl sie „beim Aufbau gute Arbeit geleistet“ hätten.[51]

Ein Anliegen des Vertriebenenbeirates war in Bergisch Gladbach auch der Vertriebenengedenkstein, der „so gut wie in Vergessenheit“ geraten war.[52] Angesichts „des vorgerückten Alters der Kriegsgeneration“ stellte sich 2011 für die Vertriebenenvertreter „die Frage, wer später diese geschichtliche Erinnerung wachhalte.“[53] Die Unterschutzstellung als Denkmal 2015 war ein Hintergrund dafür, dass der Bergische Geschichtsverein Rhein-Berg e.V. 2023 die Restaurierung des Vertriebenengedenksteins und dessen historische Erläuterung und Einordnung übernahm.

8. Auf dem Gedenkstein genannte ehemalige deutsche Siedlungsgebiete

Auf dem Vertriebenengedenkstein im Forumpark werden neun ehemalige Siedlungsgebiete und Siedlergruppen von Deutschen im östlichen Europa genannt. Die dort wiedergegebenen Namen und Wappen haben keinen einheitlichen historischen Zeithorizont, sondern beziehen sich zum Teil auf unterschiedliche historische Epochen. Auch die Grenzen der genannten Provinzen und Siedlungsgebiete haben sich teilweise im Laufe der Jahre verändert. Die Definition der Vertriebenen und Heimatvertriebenen im Bundesvertriebenengesetz von 1953 geht von den Grenzen des Deutschen Reiches am 31. Dezember 1937 aus. Auch der Staatsbürgerschaftsartikel 116 im Grundgesetz geht von diesem Stichtag aus. Die folgenden Erläuterungen zu den auf dem Vertriebenengedenkstein genannten ehemaligen Ostgebieten gehen deshalb, soweit das möglich ist, vom Stichjahr 1937 aus. Abweichungen und Änderungen der Siedlungsgebiete und ihrer Grenzen zwischen 1919 und 1945 werden erläutert. Beschrieben werden nur solche Siedlungsgebiete, die heute nicht zur Bundesrepublik Deutschland gehören.

Die auf dem Gedenkstein genannten Provinznamen „Westpreußen“ und „Schlesien“ beziehen sich auf die Zeit vor den Provinzteilungen und Gebietsabtrennungen nach dem Versailler Vertrag von 1919. Diese Namen entsprechen von daher einem Gebietsverständnis, das die Gebietsabtretungen aufgrund der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg nicht anerkennt und sich auf die Grenzen des ehemaligen deutschen Kaiserreiches vor dem Versailler Vertrag bezieht.

Die Bezeichnung „Wartheland“ dagegen geht auf die nationalsozialistische Eroberungspolitik im Zweiten Weltkrieg zurück und schließt über die Revision des Versailler Vertrag hinaus auch polnische Gebiete ein, die erst 1939 erobert wurden. Die Nennung des „Warthelandes“ auf dem Gedenkstein soll dementsprechend bei der Planung des Denkmals 1956 umstritten gewesen sein, wurde dann aber bei der Gestaltung des Gedenksteins doch verwirklicht.

8.1 Siebenbürgen

Siebenbürgen, aus ungarischer Sicht auch Transsylvanien genannt, liegt im Karpaten-Donau-Raum. Die Könige Ungarns warben im Mittelalter deutschsprachige Siedler zur Landnahme im Karpatenbogen an. Als deutschsprachige Minderheit lebten die Siebenbürger Sachsen bis 1918 im ungarischen Teil der Habsburgermonarchie und kamen nach dem Ende des Ersten Weltkrieges zum Königreich Rumänien.[54] In den 1930er Jahren ließen sich Organisationen der Siebenbürger Sachsen in Rumänien für die expansionistischen Ziele des nationalsozialistischen Deutschlands instrumentalisieren und formten diese Minderheit „zu einer gleichgeschalteten und ferngesteuerten deutschen Volksgruppe“[55] um. Den nördlichen Teil Siebenbürgens musste Rumänien 1940 an Ungarn abtreten. 1941 wurden in Rumänien 213.210 Siebenbürger Sachsen gezählt, während in Ungarn etwa 35.000 deutsche Volkszugehörige lebten.[56]

An der Seite Deutschlands trat Rumänien im Juni 1941 in den Krieg gegen die Sowjetunion ein. Sowohl im ungarischen als auch im rumänischen Teil Siebenbürgens wurden ab 1942 und 1943 wehrpflichtige Männer für die Waffen-SS rekrutiert. Im August 1944 wechselte Rumänien auf die Kriegsseite der Alliierten. Vor den einrückenden sowjetischen Truppen wurden vor allem aus den ungarischen Gebieten Siebenbürger Sachsen im September 1944 nach Österreich evakuiert. Etwa 26.000 der in Rumänien verbliebenen Sachsen erlitten im Januar 1945 die Deportation in die Sowjetunion, wo sie Hilfe zum Wiederaufbau des Landes leisten mussten. Viele dieser in die Sowjetunion deportierten Rumäniendeutschen wurden ab 1947 in die sowjetische Besatzungszone Deutschlands entlassen, von wo ihnen die Rückkehr nach Siebenbürgen versagt wurde.[57]

Im Unterschied zu Polen und der Tschechoslowakei hat Rumänien seine deutsche Bevölkerung nach dem Kriegsende 1945 nicht ausgewiesen. Als Vertriebene galten in Westdeutschland vor allem die aus dem ungarischen Nordsiebenbürgen nach Österreich evakuierten Menschen, von denen in den 1950er Jahren viele nach Nordrhein-Westfalen weiterzogen. Als Vertriebene galten auch die aus Siebenbürgen stammenden Angehörigen der Waffen-SS und der Wehrmacht sowie diejenigen deutschstämmigen Rumänen, die 1945 in die Sowjetunion deportiert, von dort in die sowjetische Besatzungszone entlassen worden und weiter nach Westdeutschland geflüchtet waren. 1957 übernahm die nordrhein-westfälische Landesregierung eine Patenschaft für die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Bei Drabenderhöhe im Oberbergischen Kreis entstand in den 1960er Jahren unter finanzieller Beteiligung des Landes eine Siedlung der Siebenbürger Sachsen.[58]

8.2 Baltendeutsche

Die Deutschbalten lebten in der Tradition der mittelalterlichen Ostsiedlung des Deutschen Ordens in den Republiken Estland und Lettland, die nach dem Ersten Weltkrieg selbstständig geworden waren. Erst in nationalsozialistischer Zeit wurde der Begriff der „Baltendeutschen“ geprägt, der die historisch von den Deutschbalten abzugrenzenden Deutschen in Litauen mit umfasste.[59]

In den 1930er Jahren hatte nationalsozialistisches Denken bei den Deutschbalten in Lettland stärker als in Estland Widerhall gefunden.[60] Das geheime Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939, das „Ostmitteleuropa völkerrechtswidrig in eine sowjetische und eine deutsche Interessensphäre“[61] teilte, überließ die baltischen Staaten sowjetischem Einfluss. Es schuf damit die Grundlage für eine generelle Umsiedlung der Deutschbalten in deutsches Einflussgebiet. Nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 wurden bis zum Ende dieses Jahres 14.368 Personen aus Estland und 52.498 Personen aus Lettland in eroberte polnische Gebiete umgesiedelt. In dem neu geschaffenen Reichsgau Wartheland brachten die nationalsozialistischen Behörden 51.000 Deutschbalten „in durch Abschiebung der bisherigen Besitzer in das sog. Generalgouvernement ‚freigemachten‘ Wohnungen und Arbeitsplätzen“ unter, im Reichsgau Danzig-Westpreußen waren es etwa 11.000 Deutschbalten. Eine Nachumsiedlung im Frühjahr 1941 umfasste weitere 17.101 Personen aus Estland und Lettland, die nicht in den eroberten polnischen Gebieten, sondern im „Altreich“ angesiedelt wurden. Insgesamt wurden die Deutschbalten zwischen 1939 und 1941 zu 93,6% umgesiedelt.[62]

Die Umsiedlung der Deutschen aus Litauen folgte zwischen Januar und März 1941 und umfasste 50.142 Personen in „34 Trecks, 19 Lastkraftwagentransporten, 70 Eisenbahnzügen und einem Fußgängertreck“. Umsiedlungsziele waren Ostpreußen, Westpreußen und das Wartheland. Zur beweglichen Habe, die die Umsiedler aus Litauen mitnehmen konnten, zählten unter anderem 3.922 Rinder, 5.143 Schweine und 5.904 Pferde.[63] Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion wurden zwischen 1942 und 1944 mehr als 20.000 Umsiedler nach Litauen zurückgesiedelt. Zum Teil wurden sie nicht auf ihrem früheren Grundbesitz angesiedelt, sondern auf Land, „von dem zuvor Litauer, Polen oder Russen vertrieben worden waren.“[64]

Im Sommer 1944 rückten sowjetische Truppen auf litauisches Gebiet vor und lösten eine erneute Fluchtbewegung der Rücksiedler nach Westen aus. Nicht wenige von ihnen wurden von der Roten Armee „eingeholt und in das zum zweiten Mal sowjetisch gewordene Litauen zurückgebracht.“ Diese Baltendeutschen kamen teilweise erst in den 1990er Jahren als Spätaussiedler nach Deutschland.[65]

Die Deutschbalten im Wartheland und in Westpreußen flohen nach zu spät ausgegebenen Räumungsbefehlen der deutschen Behörden meist erst im Januar 1945 bei Eis und Schnee in Trecks vor den vorrückenden sowjetischen Truppen nach Westen. Auch von ihnen wurden viele „von sowjetischen Panzerspitzen überrollt; unter den verzweifelten Menschen, meist Frauen und Kindern, gab es zahlreiche Opfer.“[66] Viele Todesfälle unter fliehenden Deutschbalten gab es auch bei der Versenkung des Fluchtschiffes „Wilhelm Gustloff“ am 30. Januar 1945 und bei der Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945. Hauptfluchtwege verliefen über die Ostsee und über Berlin. Die meisten Deutschbalten erreichten die späteren westlichen Besatzungszonen. 1971 waren in der Bundesrepublik und in Westberlin 40.759 Personen deutschbaltischer Herkunft registriert. Eine Minderheit von etwa 11.000 Personen blieb auf dem Gebiet der späteren DDR.[67] 

8.3 Ostpreußen

Ostpreußen bildete 1937 die östlichste Provinz Preußens und umfasste die Regierungsbezirke Allenstein, Gumbinnen, Königsberg und Westpreußen. Die Bevölkerung war zu 83,8% evangelisch, im Ermland gab es eine katholische Minderheit. Der Regierungsbezirk Westpreußen bestand aus den östlich von Weichsel und Nogat gelegenen Teilen der ehemaligen preußischen Provinz Westpreußen mit den Kreisen und Städten Elbing (Elblag), Marienburg (Malbork), Marienwerder (Kwidzin), Rosenberg (Susz) und Stuhm (Sztum), die 1920 nach dem Versailler Vertrag zu Ostpreußen gekommen waren. Das ehemals ostpreußische Gebiet um Soldau (Działdowo) war durch den Versailler Vertrag an Polen gefallen, während das Memelgebiet mit der Stadt Memel (Klaipeda) dem Völkerbund unterstellt und 1923 von Litauen annektiert worden war.[68]

Im März 1939 erzwang Hitler von Litauen die Rückgabe des Memelgebietes, das dem Regierungsbezirk Gumbinnen in der Provinz Ostpreußen angegliedert wurde.[69] Nach dem Überfall auf Polen im September 1939 wurde nicht nur das Soldauer Gebiet Ostpreußen angegliedert, sondern als Regierungsbezirk Zichenau auch Teile der polnischen Wojewodschaft Warschau (Warszawa) sowie als Kreis Sudauen der polnische Kreis Suwalki. Der Regierungsbezirk Westpreußen fiel an den neu geschaffenen Reichsgau Danzig-Westpreußen.[70]

1945 wurde Ostpreußen südlich einer Linie, die von Neukrug (Nowa Karczma) auf der Frischen Nehrung bis Schittkehmen (Żytkiejmy,1938-1945 Wehrkirchen) nahe der litauischen Grenze reichte, einschließlich des Suwalki-Gebietes Polen zugeschlagen, während der nördliche Teil Ostpreußens und das Memelgebiet an die Sowjetunion fielen, wobei das nördliche Ostpreußen als Oblast Kaliningrad der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik und das Memelgebiet der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik angegliedert wurde.[71]

8.4 Westpreußen

Die preußische Provinz Westpreußen mit den Regierungsbezirken Danzig und Marienwerder hat es nur bis 1920 gegeben. Nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg fiel der größte Teil Westpreußens aufgrund des Versailler Vertrages an die neu geschaffene Republik Polen. Die Polen zugesprochenen Teile Westpreußens trennten ab 1920 als „Korridor“ die preußische Provinz Ostpreußen vom übrigen Gebiet des Deutschen Reiches und sicherten der Republik Polen einen Zugang zur Ostsee. Danzig wurde zu einer Freien Stadt unter Verwaltung des Völkerbundes. Die Grenzziehung knüpfte in groben Zügen an den Grenzverlauf zwischen dem Deutschen Reich und Polen an, der im 17. und 18. Jahrhundert vor den polnischen Teilungen bestanden hatte.[72]

Teile der ehemaligen Provinz Westpreußen blieben auch nach 1920 beim Deutschen Reich. Dazu gehörten im Westen die Kreise Deutsch Krone, Flatow und Schlochau, die zu der neu geschaffenen preußischen Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen kamen, und im Osten die Städte und Kreise Elbing, Marienburg, Marienwerder, Rosenberg und Stuhm, die als Regierungsbezirk Westpreußen zur preußischen Provinz Ostpreußen geschlagen wurden.[73]

In den 1920 an Polen gefallenen Teilen Westpreußens hatten 47 Prozent Polen, 43 Prozent Deutsche und zehn Prozent Kaschuben gelebt. 1931 war der Anteil der Deutschen in diesem Gebiet auf unter zehn Prozent gesunken. Zwei Drittel der deutschstämmigen Bevölkerung waren aus Polen ins Deutsche Reich abgewandert, zum einen auf Drängen polnischer Behörden, zum andern aber auch, weil deutsche Subventionen, die die Wanderungsbewegungen innerhalb des Deutschen Reiches von Osten nach Westen eingedämmt hatten, nun weggefallen waren. Beamte und solche Deutsche, die nicht zwischen 1908 und 1920 ununterbrochen in den an Polen gefallenen Gebieten gelebt hatten, waren aus Polen ausgewiesen worden.[74]

Nach dem Überfall auf Polen 1939 annektierte das Deutsche Reich die eroberten polnischen Gebiete des ehemaligen Westpreußens und die Freie Stadt Danzig. Es entstand der Reichsgau Danzig-Westpreußen, dem auch der ehemalige Regierungsbezirk Westpreußen aus der Provinz Ostpreußen zugeschlagen wurde, dagegen nicht die ehemals westpreußischen Kreise Deutsch Krone, Flatow und Schlochau, die bereits 1938 der Provinz Pommern angegliedert worden waren. Der Reichsgau Danzig-Westpreußen war in die Regierungsbezirke Danzig, Bromberg und Marienwerder untergliedert und umfasste im Süden über ehemals westpreußische Gebiete hinaus auch die polnischen Kreise und Städte Wirsitz (Wyrzysk) und Bromberg (Bydgoszcz), die bis zum Ersten Weltkrieg zu der ehemaligen preußischen Provinz Posen gehört hatten, sowie die Kreise Rippin (Rypin) und Leipe (Lipno).[75]

Die nationalsozialistische Eindeutschungspolitik während des Zweiten Weltkrieges in den Reichsgauen Danzig-Westpreußen und Wartheland sowie die Flucht, Vertreibung und Zwangsaussiedlung der deutschen Bevölkerung aus diesen Gebieten ab 1945 werden zusammenfassend im Abschnitt über das Wartheland beschrieben.

8.5 Wartheland

Der Reichsgau Wartheland wurde im Oktober 1939 – zunächst als Reichsgau Posen – auf erobertem polnischem Territorium gebildet. Er war in die drei Regierungsbezirke Hohensalza (Inowroclaw), Kalisch (Kalisz) und Posen (Poznan) gegliedert, wobei der Regierungssitz in Kalisch 1940 nach Lodz verlegt wurde, das in Litzmannstadt umbenannt wurde. Zum Reichsgau Wartheland gehörten große Teile der ehemaligen preußischen Provinz Posen, die aufgrund des Versailler Vertrages 1920 – „den tatsächlichen ethnischen Mehrheitsverhältnissen“ entsprechend – an Polen gefallen waren. Der 1939 gebildete Reichsgau Wartheland umfasste über ehemalige Gebiete der Provinz Posen aber auch Teile der polnischen Wojewodschaft Lodz, der Wojewodschaft Pomorze (Pommerellen) sowie den Kreis Gostynin aus der Wojewodschaft Warszawa (Warschau).[76]

In den Reichsgauen Wartheland und Danzig-Westpreußen betrieben die Nationalsozialisten während des Zweiten Weltkrieges eine brutale Germanisierungspolitik, die „zu völliger Entrechtung der polnischen Bevölkerung“ führte.[77] Den Gauleitern Albert Forster im Reichsgau Danzig-Westpreußen und  Arthur Greiser im Reichsgau Wartheland unterstanden nach dem nationalsozialistischen Führerprinzip alle Partei- und Verwaltungsstellen in ihrem Gau.[78] Vor allem Gauleiter Greiser im Reichsgau Wartheland wollte einen „nationalsozialistischen Mustergau schaffen“. Durch „Massendeportationen von Polen aus dem Warthegau in das Generalgouvernement und Umsiedlung von Volksdeutschen aus Osteuropa in den Warthegau“ sollte dieser „möglichst rasch ‚eingedeutscht‘ werden.“[79] Aus der polnischen Führungsschicht wurden im Herbst 1939 etwa 20.000-30.000 Menschen, teilweise durch Massenerschießungen, ermordet.[80] Ende 1944 waren mehrere hunderttausend Polen aus dem Wartheland ins Generalgouvernement ausgesiedelt worden.[81] Insgesamt sollen zwischen 1939 und 1944 „aus den ins Reich eingegliederten polnischen Gebieten 840.000 Polen verdrängt oder ausgesiedelt“ worden sein.[82] Trotz dieser gewaltsamen Eindeutschungspolitik waren im Reichsgau Wartheland noch 1944 über 80 Prozent der Bevölkerung polnischer Volkszugehörigkeit.[83]

Als im Januar 1945 sowjetische Truppen in den beiden Reichsgauen vorrückten, richtete sich die Gewalt gegen die Deutschen. Die Evakuierung der deutschen Bevölkerung wurde von den Gauleitern Forster und Greiser erst am 18. und 20. Januar 1945 und damit angesichts der Geschwindigkeit des sowjetischen Vormarsches zu spät erlaubt. Den Trecks der Flüchtenden schlossen sich vor allem diejenigen Deutschen, die in die eroberten polnischen Gebiete umgesiedelt worden waren, fast vollständig an. Oft wurden die Flüchtenden bei winterlicher Kälte von sowjetischen Truppen eingeholt. Von den etwa 1,4 Millionen Deutschen blieben etwa 600.000 an ihren Wohnorten oder mussten dorthin zurückkehren. Durch die Umstände der Flucht, durch Gewalt sowjetischer Soldaten und durch Racheaktionen von Polen kamen zahlreiche Deutsche zu Tode. Die aus dem Reich und aus Osteuropa zugewanderten Deutschen wurden bald aus Polen ausgewiesen. Die in den polnischen Gebieten einheimischen Deutschen wurden in drei Zentralarbeitslagern in Potulice bei Bromberg, Gronowo bei Lissa und Sikawa bei Lodz interniert, wo ebenfalls viele Menschen starben. Die Überlebenden wurden bis zur Auflösung der Lager 1949/50 aus Polen ausgewiesen.[84]

8.6 Pommern

Von der an der Ostsee gelegenen ehemaligen preußischen Provinz Pommern fielen 1945 der ehemalige Regierungsbezirk Köslin (Koszalin) mit den Städten und Kreisen Belgard (Białogard), Bütow (Bytów), Dramburg (Drawsko Pomorskie), Köslin (Koszalin), Kolberg (Kołobrzeg), Lauenburg (Lębork), Neustettin (Szczecinek), Rummelsburg (Miastko), Schlawe (Sławno) und Stolp (Słupsk) sowie der östliche Teil des Regierungsbezirks Stettin (Szczecin) mit Gebieten der Städte und Kreise Cammin (Kamień Pomorski), Greifenberg (Gryfice), Greifenhagen (Gryfino), Naugard (Nowogard), Pyritz (Pyrzyce), Randow, Regenwalde (Resko), Saatzig (Szadzko), Stargard (Stargard Szczeciński), Stettin (Szczecin), Ueckermünde und Wollin (Wolin) an Polen. 1938 wurden der Provinz Pommern Teile der 1922 gebildeten preußischen Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen mit den Kreisen Deutsch Krone (Wałcz), Flatow (Złotów) und Schlochau (Człuchów), dem Netzekreis mit Sitz in Schönlanke (Trzcianka) und der Stadt Schneidemühl (Piła) sowie Teile der preußischen Provinz Brandenburg mit den Kreisen Arnswalde (Choszczno) und Friedeberg (Strzelce Krajeńskie) angegliedert, die 1945 mit dem östlichen Pommern an Polen fielen.[85]

8.7 Brandenburg

Von der ehemaligen preußischen Provinz Brandenburg fielen 1945 die östlich von Oder und der Neiße gelegenen Teile des Regierungsbezirks Frankfurt/Oder mit Gebieten der Städte und Kreise Arnswalde (Choszczno), Crossen (Krosno Odrzańskie), Forst (Zasieki), Frankfurt (Słubice), Friedeberg (Strzelce Krajeńskie), Guben (Gubin), Königsberg (Chojna), Landsberg (Gorzów Wielkopolski), Lebus, Oststernberg mit Sitz in Zielenzig (Sulęcin), Soldin (Sołdzin), Sorau (Żary), Weststernberg mit Sitz in Reppen (Rzepin) und Züllichau (Sulechów) an Polen. 1938 wurden die Kreise Arnswalde (Choszczno) und Friedeberg (Strzelce Krajeńskie) der Provinz Pommern zugeschlagen. Der Provinz Brandenburg wurden 1938 Gebiete der 1922 gebildeten Grenzmark Posen-Westpreußen mit den Kreisen Bomst (Babimost), Meseritz (Międzyrzecz) und Schwerin (Skwierzyna) angegliedert, die 1945 mit dem östlichen Brandenburg an Polen fielen.[86]

8.8 Sudetenland

Als Sudetendeutsche wurden nach der Gründung und Grenzziehung der Tschechoslowakei 1918 und 1919 diejenigen Deutschen bezeichnet, die in den Grenzgebieten Böhmens und Mährens zu Österreich, Bayern, Sachsen und Schlesien lebten. In diesem Sudetengebiet waren 1930 von den dort lebenden 3.408.000 Menschen 90% Deutsche.[87] Innerhalb des tschechoslowakischen Staates bildeten die Deutschen eine Minderheit von mehr als 22 Prozent[88], die aber in ihren politischen Selbstbestimmungs- und Mitwirkungsrechten benachteiligt wurde.[89] 

Hitlers Lebensraumpolitik zielte seit Ende 1937 auf „die Zerschlagung der Tschechoslowakei“.[90] Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland stimmten Frankreich, Großbritannien und Italien im Münchener Abkommen vom 29. September 1938 dem Anschluss des Sudetenlandes an das Deutsche Reich zu. Am 15. März 1939 besetzten deutsche Truppen auch die restlichen Teile Böhmens und Mährens, aus denen das Reichsprotektorat Böhmen und Mähren gebildet wurde.[91] Insbesondere die tschechische Bildungsschicht wurde verfolgt und in Konzentrationslager eingewiesen, die tschechische Arbeiterschaft in der Rüstungsproduktion eingesetzt.[92] Als „Repräsentanten des NS-Regimes“ traten den Tschechen auch Sudetendeutsche entgegen, unter denen sich insbesondere Karl Hermann Frank „zum Symbol der ‚großdeutschen‘ und nationalsozialistischen Fremdherrschaft“ entwickelte.[93]  

Nach dem Sieg der Alliierten über Deutschland kam es 1945 im Sudetenland zu „pogromähnlichen Ausschreitungen“ und zu „wilden Vertreibungen“ gegen die dort lebenden Deutschen, zu denen auch Flüchtlinge insbesondere aus Schlesien gehörten.[94] Der tschechoslowakische Präsident Edvard Beneš hatte bereits im Exil die Zustimmung der Alliierten zu einer Vertreibung der Deutschen aus dem Gebiet der Tschechoslowakei erreicht. Die „wilden Vertreibungen“ nach Kriegsende im Sudetenland waren weniger eine „spontane Reaktion“ der tschechischen Bevölkerung, sondern wurden vielmehr „von oben initiiert“ und „mit Unterstützung der Sowjetunion in Gang gesetzt“.[95]

1945 sollen aus der Tschechoslowakei „200.000 bis 300.000 einheimische Deutsche und über eine Million dorthin aus Schlesien evakuierte Reichsdeutsche geflüchtet oder vertrieben worden sein.“[96] Die Mehrheit der Sudetendeutschen, etwa 2 Millionen Menschen, wurde im Jahre 1946 in 1.800 Eisenbahnzügen nach Deutschland transportiert.[97]

8.9 Schlesien

Die ungeteilte Provinz Schlesien mit den Regierungsbezirken Breslau, Liegnitz und Oppeln hat bis 1919 bestanden. Nach dem Versailler Vertrag fanden 1921 in Teilen Schlesiens Volksabstimmungen über die zukünftige Zugehörigkeit zum Deutschen Reich oder zur neu geschaffenen Republik Polen statt. Um die Eigenständigkeit des mehrheitlich katholischen Oberschlesiens im protestantisch geprägten Preußen zu stärken und die Volksabstimmung „entgegen der starken polnischen Propaganda in deutsche Bahnen zu lenken“, wurde mit einem preußischen Gesetz vom 14. Oktober 1919 aus dem schlesischen Regierungsbezirk Oppeln die eigenständige Provinz Oberschlesien gebildet.[98]

Nach der Volksabstimmung vom 20. März 1921 wurde Oberschlesien zwischen Deutschland und Polen aufgeteilt. Die Kreise und Städte Kattowitz (Katowice), Königshütte (Chorzów) und Pless (Pszczyna) sowie Teile der Stadt und des Kreises Beuthen (Bytom) sowie der Kreise Groß-Strehlitz (Strzelce Opolskie), Hindenburg (Zabrze), Lublinitz (Lubliniec), Rybnik, Tarnowitz (Tarnowskie Góry) und Tost-Gleiwitz (Toszek-Gliwice) wurden 1922 polnisch. An Polen fiel damit 1922 auch die Stadt Pless (Pszczyna), die 1993 Partnerstadt von Bergisch Gladbach werden sollte. Bei Deutschland verblieben zwei Drittel des Abstimmungsgebietes mit 58% der Bewohner. Ohne Abstimmung waren 1920 Teile der niederschlesischen Kreise Guhrau (Góra), Militsch (Milicz), Groß Wartenberg (Syzów) und Namslau (Namyslów) an Polen und das so genannte Hultschiner Ländchen an die Tschechoslowakei gefallen.[99]

In dem bei Deutschland verbliebenen Teil Oberschlesiens entschied eine Volksabstimmung am 3. September 1922, dass Oberschlesien nicht ein eigenes deutsches Land werden, sondern als Provinz bei Preußen bleiben sollte. Die der Provinz Oberschlesien innerhalb Preußens zustehenden Selbstständigkeitsrechte waren bereits mit einem preußischen Gesetz vom 25. Juli 1922 festgelegt worden.[100] 1937 bestanden noch die Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien, auch wenn 1933/34 die Rechte der oberschlesischen Provinzialverwaltung durch die Erweiterung der Befugnisse des Oberpräsidenten in Breslau eingeschränkt worden waren. Mit Wirkung vom 1. April 1938 wurden die Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien wieder zu einer Provinz Schlesien vereinigt, der zum 1. Oktober 1938 aus der aufgelösten Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen der Kreis Fraustadt (Wschowa) angegliedert wurde. Die ungeteilte Provinz Schlesien hatte aber nur drei Jahre lang Bestand; 1941 wurde sie wieder in die Provinzen Oberschlesien und Niederschlesien geteilt.[101]

Die 1941 wiedergegründete Provinz Oberschlesien griff über das Gebiet der 1919/22 geschaffenen Provinz weit hinaus. Bereits am 15. April 1939 hatte sich Deutschland das Hultschiner Ländchen wieder einverleibt. Nach dem Überfall auf Polen im September 1939 wurden nicht nur die ehemals deutsch gewesenen Teile Schlesiens annektiert. Oberschlesien wurde vielmehr um eroberte polnische Territorien erweitert, zu denen die Kreise Bendsburg (Będzin), Bielitz (Bielsko), Blachstädt (Blachownia), Olkusch (Olkusz, 1941-1945 Ilkenau), Krenau (Chrzanow), Saybusch (Żywiec), Teschen (Cieszyn), Warthenau (Zawiercie) und sowie die Stadt Sosnowitz (Sosnowiec) gehörten. Verwaltungssitz der Provinz Oberschlesien mit den Regierungsbezirken Kattowitz und Oppeln wurde Kattowitz.[102] In diesen annektierten polnischen Gebieten wurde bei der Stadt Auschwitz (Oświęcim)ein Vernichtungslager errichtet, das zum „Symbol des nationalsozialistischen Völkermordes an den europäischen Juden“ wurde.[103]

1945 fielen die gesamte Provinz Oberschlesien sowie der östlich der Oder-Neiße-Grenze gelegene Teil der Provinz Niederschlesien an Polen. Zu den polnisch gewordenen schlesischen Gebieten gehörten auch die östlich der Neiße gelegenen Teile des Kreises und der Stadt Görlitz (Zgorzelec).

Literatur

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[1] Mahnmal „Deutsche Heimat im Osten“, in: Bergische Landeszeitung, 25. Mai 1956.

[2] Ohne den Osten ist Europa ein Krüppel, in: Bergische Landeszeitung, 22. Juli 1956.

[3] Vergessener Stein zog um, in: Bergische Landeszeitung, 13. September 1988.

[4] Boelen-Theile, Claus: Gedenkstein glänzt wieder, in: Bergische Landeszeitung, 10. November 2011.

[5] Gemeindestatistik 1950, 6, 72 und 73.

[6] Haß, 185 und 186.

[7] Gemeindestatistik 1950, 4, Anmerkung 6.

[8] Bundesgesetzblatt 1953, 203.

[9] Stickler, 11; Brandes/Sundhaussen/Troebst, 696.

[10] Hahn/Hahn, 674 und 695.

[11] Benz/Scholz, 53.

[12] Hahn/Hahn, 676, eine Tabelle mit einer Aufschlüsselung der Zahl nach Todesursachen und Herkunftsregionen ebenda, 702.

[13] Benz/Scholz, 54.

[14] Jähnig/Biewer, 105-106 und 137.

[15] Borodziej, 113-119.

[16] Borodziej, 190-191.

[17] Boockmann, 418; ähnlich Borodziej, 193.

[18] Pohl, 92-104, Zitat 133.

[19] Prinz, 406.

[20] Habel, 54.

[21] Zernack, 157-158.

[22] Benz, 61; ähnlich Borodziej, 245-246.

[23] Benz/Scholz, 53; Borodziej, 256 und 259.

[24] Benz, 9.

[25] Sienkiewicz/Hryciuk, 85-88 und 211-217.

[26] Sienkiewicz/Hryciuk, 23.

[27] Hahn/Hahn, 672 (Zitat) und 682 (Zahl); Sienkiewicz/Hryciuk, 160-163; Boockmann, 412 und 418; vgl. die Abschnitte „Baltendeutsche“ und „Wartheland“ weiter unten.

[28] Sienkiewicz/Hryciuk, 168-175; Boockmann, 420; Hahn/Hahn, 672-673.

[29] Hahn/Hahn, 691.

[30] Hahn/Hahn, 696.

[31] Hahn/Hahn, 672-673 (Zitat 673); Sienkiewicz/Hryciuk, 168-175.

[32] Brandes/Sundhaussen/Troebst, 725-730, Zitat 728, ähnlich für Polen 726.

[33] Sienkiewicz/Hryciuk, 184.

[34] Hahn/Hahn, 696.

[35] Hahn/Hahn, 674.

[36] Sienkiewicz/Hryciuk, 188-195, Zitat 192.

[37] Abelshauser, 236.

[38] Beer, 28-29.

[39] Beer, 104.

[40] Beer, 116-122, Zitat 122.

[41] Schlau 1996, 168.

[42] Eßer, 421-422.

[43] Schulte, 93-94, 95, 102, 295-296 und 307-308.

[44] Eßer, 425.

[45] Stickler, 433 und 358.

[46] Stickler, 377 (Zitat) und 430; ähnlich Jakubowska, 213.

[47] Borodziej, 316-317 und 386-387.

[48] Eßer, 425 und 460.

[49] Seidler, 108 (Zitat); Voßkamp, 317-325.

[50] Schlau 1996, 172.

[51] Breiler, Horst: Keine Stube für die Vertriebenen?, in: Bergische Landeszeitung, 13. Oktober 1987.

[52] Vergessener Stein zog um, in: Bergische Landeszeitung, 13. September 1988.

[53] Boelen-Theile, Claus: Gedenkstein glänzt wieder, in: Bergische Landeszeitung, 10. November 2011.

[54] Gündisch, 34-35 und 168.

[55] Gündisch, 197.

[56] Gündisch, 203.

[57] Gündisch, 210-214 und 219-221.

[58] Gündisch, 222, 236-237 und 241; Brandes/Sundhaussen/Troebst, 591.

[59] Ziegler, Teil 2, 940-942.

[60] Pistohlkors, 527-533.

[61] Pistohlkors, 535.

[62] Schlau 1995, 32-33 (Zitat 32) und 91 (genaue Zahlen); Pistohlkors, 540-541; Brandes/Sundhaussen/Troebst, 126-127.

[63] Mast, 179-180 (Zitat 180); Rogall 1996, 487-489; Ziegler, Teil 2, 995.

[64] Mast, 180; mit anderer Akzentuierung Ziegler, Teil 2, 996.

[65] Mast, 180; Rogall 1996, 492; Brandes/Sundhaussen/Troebst, 160.

[66] Schlau 1995, 92-94.

[67] Schlau 1995, 94 und 120-121.

[68] Mast, 136-138; Ziegler, Teil 1, 138-139; Brandes/Sundhaussen/Troebst, 497; Nitschke, 378; Rhode, Karte 13.

[69] Boockmann, 413; Mast, 154.

[70] Mast, 154; Sienkiewicz/Hryciuk, 26-27; Heinrich/Henning/Jeserich, 146.

[71] https://de.wikipedia.org/wiki/Grenze_zwischen_Polen_und_Russland, abgerufen am 5. Januar 2023; Sienkiewicz/Hryciuk, 30-31.

[72] Borodziej, 109; Boockmann, 396; Rhode, Karte 16; Jähnig/Biewer, 87 und 145.

[73] Heinrich/Henning/Jeserich, 260.

[74] Mast, 143-144; Boockmann, 401.

[75] Ziegler, Teil 1, 260; Mast, 154; Sienkiewicz/Hryciuk, 26-27; Heinrich/Henning/Jeserich, 260.

[76] Rogall 1993, 130 (Zitat) und 162; Heinrich/Henning/Jeserich, 364 und 481; Sienkiewicz/Hryciuk, 26-28.

[77] Rogall 1993, 164.

[78] Ziegler, Teil 1, 261-262.

[79] Rogall 1993, 162 und 164.               

[80] Ziegler, Teil 1, 262.

[81] Bei Ziegler, Teil 1, 263, heißt es, dass „bis Ende 1944 knapp 630.000 Personen aus dem Warthegau ins Generalgouvernement ausgewiesen oder umgesiedelt“ wurden. Nach Brandes/Sundhaussen/Troebst, 714, „wurden aus dem W. insgesamt 280.609 Personen ins GG. ausgesiedelt.“

[82] Heinrich/Henning/Jeserich, 487.

[83] Rogall 1993, 9.

[84] Rogall 1993, 172-174; Ziegler, Teil 1, 269-270; Rogall 1996, 455-460.

[85] Buchholz, 510-511; Heinrich/Henning/Jeserich, 590;Nitschke, 378;Rhode, Karte 13; Völker, 95 und 99; Ziegler, Teil 1, 272 und 278.

[86] Heinrich/Henning/Jeserich, 678; Nitschke, 378; Rhode, Karte 13; Völker, 118 und 149; Ziegler, Teil 1, 296 und 299-300.

[87] Habel, 13 und 38; Brandes/Sundhaussen/Troebst, 134.

[88] Prinz, 389; Brandes/Sundhaussen/Troebst, 133; Hahn/Hahn, 665.

[89] Prinz, 389-392; Brandes/Sundhaussen/Troebst, 134.

[90] Habel, 57.

[91] Habel, 72 und 78; Prinz, 404-406; Brandes/Sundhaussen/Troebst, 447-448.

[92] Prinz, 409.

[93] Habel, 80.

[94] Habel, 94 und 101 (Zitate).

[95] Brandes/Sundhaussen/Troebst, 728.

[96] Hahn/Hahn, 689.

[97] Habel, 103-104; Prinz, 412; Brandes/Sundhaussen/Troebst, 135; nach Hahn/Hahn, 674, lag die „Anzahl der durch die alliierten Regierungen 1946-1949 umgesiedelten Deutschen“ aus der Tschechoslowakei bei 1.877.768.

[98] Webersinn, 280 (Zitat) und 283-284.

[99] Ziegler, Teil 1, 302 und 308-309; in der Aufzählung der abgetretenen Kreise leicht abweichend Bahlcke, 126 und 133; Karte bei Conrads, 628.

[100] Webersinn, 292 und 294-297.

[101] Webersinn, 328-329; Bahlcke, 140 und 146; Ziegler, Teil 1, 252.

[102] Conrads, 674; Ziegler, Teil 1, 361-363; Sienkiewicz/Hryciuk, 26-29.

[103] Bahlcke, 157. – Die Ausführung der nationalsozialistischen Politik in den annektierten polnischen Gebieten hat am Beispiel des Landrates Udo Klausa (1910-1998) im Landkreis Bendsburg (Będzin) Mary Fulbrook beschrieben: A small town near Auschwitz. Ordinary Nazis and the Holocaust, Oxford 2012, deutsche Übersetzung: Eine kleine Stadt bei Auschwitz. Gewöhnliche Nazis und der Holocaust, Essen 2015. Klausa war von 1954 bis 1975 Landesdirektor beim Landschaftsverband Rheinland in Köln.