Fachwerkhaus Reiser 48

Teil A: Baudenkmal
Kaule
Denkmalnummer
A0167
Baujahr
1875
Adresse
51429 Bergisch Gladbach, Reiser 48
Objektbeschreibung
Der über einem rechteckigen Grundriss angelegte zweigeschossige Baukörper ( Ecke Reiser/Broicher Strasse ) ist in der Fachwerkbauweise errichtet und mit einem Krüppelwalmdach abgeschlossen. Das Haus wurde in der Stockwerksbauweise mit umlaufenden Erdgeschossrähm, Stockschwelle und der dazwischenliegenden Deckenbalkenlage errichtet. Fachwerkseitig ist allerdings nur die nach Nordosten gerichtete, vierachsige Eingangsfassade, die vom Fassadenbild her eine ungeregelte Fensteranordnung aufzeigt und ein Hinweis auf die durch die Versetzung des Baukörpers verursachten Gefügestörung darstellt ( vgl. unten ). das Fachwerk ist zum Teil durch eine enge Ständerstellung charakterisiert, wobei Streben und Riegel für die nötige Aussteifung Sorge tragen. Die Ausfachungen sind mit Ziegel ausgemauert und überschlämmt. Sowohl die Giebelfassaden als auch die gartenseitige Längsfassade sind verschiefert. Die mit Ziegeln eingedeckten Dachflächen besitzen ein für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts typisches Kastengesims, welches sich in die Giebel verkröpft. Von der historischen Innenausstattung sind Türen und einige Bodenbeläge erhalten geblieben. Eine Besonderheit, weil unüblich im 19. Jahrhundert, ist die vom Erdgeschoss ins Obergeschoss führende geschwungene Holzspindeltreppe. Die Holztreppe vom Obergeschoss zum Speicher ist älter. Sie ist auf Grund der Wangenprofilierung typisch klassizistisch und dürfte aus der Zeit um 1810 stammen ( Klostermann 2008, S. 68 ff.).
Literatur
Baudenkmäler in Bergisch Gladbach, Michael Werling, Stadt Bergisch Gladbach, BGV RHEIN BERG.
Eintragung in Denkmalliste
12.12.2007
Koordinaten
7.155486 50.956514

Geschichte

Das Fachwerkhaus stand ursprünglich in Bensberg, Ecke Haupt-und Schlossstrasse und wurde als Postgebäude genutzt. In der sog. “ Alten Post “ wurde ausserdem für Reisende eine Gastwirtschaft betrieben. Daneben diente es einige Jahre als Bürgermeisteramt. Als die Post vor 1875 in das neu erbaute Amtsgebäude in der Schlossstrasse 11 umzog, liess es sein Besitzer, der Bensberger Politiker Hugo Mund , abtragen und auf seinem Besitz ( Hofgut Broichen ) am heutigen Standort neu aufstellen. Hierbei kam es zu erheblichen eingriffen in die Bausubstanz. Adalbert Hugo Mund ( 1822-1882 ) war Sohn einer Berliner Offiziersfamilie und selbst Hauptmann gewesen. Von 1850-1855 unterrichtete er das Fach “ Französisch “ an der preussischen Kadettenanstalt, die von 1840-1918 im Bensberger Schloss untergebracht war. Nach seiner Verabschiedung war Mund als Grundbesitzer von Haus Broichen tätig, wo er auch bis zu seinem Ableben wohnte. Während dieser Zeit gehörte er dem Gemeinderat von Bensberg an, war liberaler Kreistagsabgeordneter ( 1868-1874 ) und eine Zeit lang auch Verwaltungsrat im Provinzialausschuss gewesen. Die Amtsgeschäfte eines Bensberger Bürgermeisters hat er nur kurze Zeit , nämlich vom 21. März 1882 bis zu seinem Tod am 4 .Mai 1882, ausüben können ( Eickel 1969, S. 85 ). 1893 war das Grundstück auf Hugo Mund, Witwe Julie, geb. Vierkotten, Rentnerin in Köln, und sieben Miteigentümer eingetragen. 1918 wurde das Anwesen an die Firma Offermann & Söhne oHG in Bensberg verkauft. 2005 wurde das Fachwerkhaus von den heutigen Besitzern erworben und umfassend renoviert ( Klostermann 2008, S.68 ff. ).

Bearbeitet: Dietmar Weiß