Die beiden noch als Fragmente erhalten gebliebenen Kalköfen sind über einem quadratischen Grundriss mit abgefasten Kanten errichtete Bauwerke gewesen. Anhand des teilweise noch erhalten gebliebenen Umrisses lässt sich ein leicht konischer Verlauf der Aussenmauern lokalisieren. Als Baumateriel wurde Bruchstein verwendet, die eingewölbten Vorräume zu den Abzugslöchern der Öfen sind aus Ziegelsteinen aufgemauert. Ob die innenliegenden Brennräume trichter- oder zylinderförmig angelegt waren, lässt sich derzeit nicht feststellen.
Anhand eines historischen Fotos ( um 1890 ) ist über dem oberen Abschluss der beiden Öfen eine offene Arbeitsbühne eingerichtet, die vom Steinbruch her aus Südwesten beschickt wurde und von der aus die jeweiligen Brennschächte mit neuem noch ungebrannten Kalk nachgefüllt werden konnten. Diese Art der Beschickung mit Brenngut und Brennmaterial entspricht der damals üblichen Vorgehensweise, wenn die Öfen in einen anstehenden Hang integriert werden konnten, während auf der Fläche vor den Öfen über die Abzugslöcher der gebrannte Kalk abgezogen werden konnte.
Ob schon im Mittelalter auf dem sog. “ Kauler Gut “ welches zu den ältesten Anwesen in Bergisch Gladbach gehörte, Kalk abgebaut wurde, ist unbekannt. Tatsache ist, dass etwa seit 1840 an dieser Stelle Kalk abgebaut, gebrochen und über Mühlheim verkauft wurde. Nachweislich einer vor Ort befindlichen Inschriftenplatte ist der Kalksteinbruch im Jahre 1875 um zwei Brennöfen erweitert worden. Bauherr war Albert Grah, der den Betrieb von seinem Vater Johann Peter Grah geerbt hatte. Albert Grah verkaufte aber schon ein Jahr später das Anwesen an Lewin Graf Wolff- Metternich zu Lerbach, der es kurze Zeit später weiterveräusserte . Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert betrieben die Kölner Kalkhändler Mahlberg und Klefuss das Unternehmen mit 20 Mitarbeitern. Die Stillegung erfolgte etwa um 1905. Neuer Eigentümer der Anlage wurde 1907 der Branntweinbrenner Hubert Esser , nach dessen Gastwirtschaft “ Zillertal “ das Steinbruchgelände genannt wurde. Auf dem aufgelassenen Gelände errichteten die Bergisch Gladbacher Schützen einen Schießstand. Die ehemalige Kalkmühle wurde als Wohngebäude umgenutzt und die beiden Kalköfen dienten als Rückwand von offenen Schuppen des dort ansässigen Fuhrunternehmers Gustav Überberg ( Brenner 2013, S. 210 ). Mittlerweile sind die Schuppen wieder abgebaut und die beiden ehemaligen Kalköfen wieder ein Stück weit zugänglich.
Die Kalkbrennerei in Bergisch Gladbach stellte neben dem Mühlengewerbe über Jahrhunderte hinweg ein bedeutender Wirtschaftszweig dieser Region dar. Von den 73 Öfen, die sich nachweislich ehemals im Stadtgebiet befanden, sind bis heute nur noch wenige als Fragmente erhalten geblieben, weshalb die hier erörterte Anlage von besonderer Bedeutung ist.
Bearbeitet: Dietmar Weiß