Das Gebäude ist zur Paffrather Strasse hin traufständig ausgerichtet, zweigeschossig angelegt und mit einem Satteldach abgeschlossen. Die zur Stadtmitte hin orientierte östliche Giebelseite wird von zwei Ecktürmen mit barocken Haubenaufsätzen flankiert. Der hoch aufragende Giebel ist mit einem Schweifgiebelaufsatz geschmückt. Strassenseitig wird das auf der Ostseite befindliche Giebelmotiv als Zwerchhausaufsatz wiederholt. Das durch Lisenen strukturierte Erdgeschoss wird dort durch ein kräftiges Gesims vom Obergeschoss abgesetzt. Die hochrechteckig ausgebildete Befensterung ist in rundbogig überfangene Blendnischen eingeschrieben.
Die noch erhalten gebliebene und aufwändig gestalteten Fenstergitter sind als ein Bespiel für die hochwertige Schmiedearbeit zur Zeit des Jugendstils zu betrachten. Die nach Westen hin orientierte Giebelseite ist als glatte Brandmauer und ohne Schweifgiebelschmuck ausgebildet. Offensichtlich war vorgesehen, dort in späterer Zeit einen Anbau einzufügen, der von Familienmitgliedern genutzt werden solte ( Brenner 1996 S. 31 ) . Die auf der Strassenseite in die Dachgeschossfläche eingeschriebene, breitangelegte Schleppgaube stammt aus spätere Zeit.
Bauherr dieses prächtigen Hauses war der Notar und Justizrat Johann Niesen ( 1864 – 1929 ) gewesen. Dieser entstammte einer Bäckerfamilie in Köln – Deutz, wollte aber den Beruf des Vaters nicht übernehmen und studierte stattdessen Jura. Bevor er nach Bergisch Gladbach kam, war er als Notar in Bitburg in der Eifel tätig. Das väterliche Erbe ermöglichte ihm, das Grundstück an der Paffrather Strasse zu erwerben und dort eine Villa errichten zu lassen. Der Bauantrag erfolgte im November 1906, die Bauabnahme konnte schon im Juli 1907 vorgenommen werden. Trotz einiger Reduzierungen bzw. Vereinfachungen gegenüber den Antragsunterlagen entstand ein für das damalige Stadtbild von Bergisch Gladbach ungewöhnlich anspruchvolles Einfamilienhaus.
Nach Niesens Tod lies die Witwe das Innere des Hauses durch den Architekten Peter Will umgestalten, sodass aus der herrschaftlichen Villa mit Notariat ein Mehrfamilienhaus wurde. 1938 folgten weitere grundlegende Veränderungen im Gebäudeinneren. Gleichzeitig wurde das Dach ausgebaut und eine breitangelegte Gaube auf der linken Seite der Strassenfront aufgesetzt. Das Kuppeldach über dem Erker wurde dafür empfindlich abgeflacht.
Das Gebäude gehört zum OEuvre des Architekten Ludwig Bopp. Dieser hat sich in gekonnter Manier der reichhaltigen Formensprache der Architektur der Zeit um 1900 bedient und für Bergisch Gladbach stadtbildprägende Gebäude errichten lassen ( vgl. Rathaus, Bergischer Löwe, u,s.w. )
Bearbeitet: Dietmar Weiß