Gaststättengebäude ( Gasthaus “ Am Waatsack „

Teil A: Baudenkmal
Stadtmitte
Denkmalnummer
A0103
Baujahr
1792
Adresse
Hauptstrasse 273, 51465 Bergisch Gladbach
Objektbeschreibung
Der " Waatsack " ist eines der wenigen historischen Gebäude in typhisch bergischer Bauweise ( Fachwerk, Schiefer, Krüppelwalmdach ), das in der Stadtmitte von Bergiscg Gladbach erhalten geblieben ist. Seine erhöhte Lage etwas oberhalb der ehemals sumpfigen und hochwassergeprägten Strundeaue gab ihm möglicherweise seinen Namen. Eine von mehreren Namensherleitungen weist hin auf das mittelhochdeutsche Wort " Wuorde " , was ein leicht erhöhtes Grundstück beschreibt: "ack" könnte als Ecke gedeutet werden. Am " Waatsack " hiesse demnach " An der erhöhten Ecke ".
Literatur
Baudenkmäler in Bergisch Gladbach, Michael Werling, Stadt Bergisch Gladbach, BGV Rhein Berg.
Eintragung in Denkmalliste
31.05.1985
Koordinaten
7.136539 50.991817

Beschreibung

Der zweigeschossige stattliche Baukörper ist über einem rechteckigen Grundriss entwickelt und zur Hauptstrasse hin traufseitig orientiert. Das Gebäude ist zunächst als Fachwerkhaus errichtet und mit einem Krüppelwalmdach abgeschlossen worden. Im erste Jahrzehnt des des 20. Jahrhunderts erfolgte dann die Verkleidung des gesamten Baukörpers mit Schieferplatten. Die zur Hauptstrasse hin orientierte Fassade ist dreiachsig aufgebaut. Die Öffnungen sind fast durchweg als Dopplelfenster mit Schlagläden ausgebildet. Der aus Eichenholz gefertigte Sturzbalken über der Eingangstür trägt noch heute folgende Innschrift:

Anno 1792 D: 9 in AuG(ust) Haben die Ehe Leut Peter Kierdorff unt Maria Christina Lommerzens Dies Haus Gebaut. Gott bewar es Für Allem Übel.

Die entlang der Odenthaler Strasse angefügten eingeschossigen verschieferten wie auch fachwerkseitigen Anbauten (Kegelbahn) sind im 19. Jahrhundert entstanden. Ebenfalls noch im 19. Jahrhundert ist unmittelbar an dem Ostgiebel der Gaststätte der sog. “ Viktoria Saal “ angebaut worden.

Geschichte

Es wird vermutet, dass der Erbauer Peter Kierdorff den Bau ca. 15 Jahre nach der Fertigstellung der Gnadenkirche veranlasste, um sozusagen nach der geistigen Stärkung auch eine leibliche Stärkung anbieten zu können, da die Gottesdienstbesucher in der Regel weite Anmarschwege von den verstreuten Hoflagen zum sonntäglichen Kirchgang zurückzulegen hatten. Mit dem Aufschwung der Industrie im Strudetal und des Bürgertums in Bergisch Gladbach wurde der “ Waatsack “ mit dem später angebauten Viktoriasaal aber auch zu einer Anlaufstation namhafter Männer und Vereine. Max Bruch, Ehrenbürger der Stadt, weilte und dirigierte hier, die Schützengesellschaft, der Turnverein und der Altenberger Domverein mit dem Vorstandsmitglied Dr. Johann Wilhelm Zanders hielten Versammlungen ab und feierten im grossen Stile. Den Namen “ Viktoria-Saal “ trug der Veranstaltungsraum, in dem Max Bruch seine Vertonung von Schillers Ballade “ Das Lied von der Glocke “ uraufgeführt haben soll, nach der Viktoria-Strasse ( Odenthaler Strasse ) die sich an dieser Ecke mit der Wilhelmstrasse ( heute Hauptstrasse ) traf.

Bearbeitet: Dietmar Weiß