Um 1300 ist die ( alte ) Sanser Kirche eine sogenannte Eigenkirche des Ritters von Sand. Eigenkirche heisst, der Lehnsherr, hier eben jener Ritter, errichtet eine Kirche auf eigene Kosten auf eigenem Grund und ist Inhaber aller Rechte und Pflichten. Sie wird zwar vom Bischhof geweiht, bleibt aber Eigentum des Gründers. Dieser kann z. Bsp. einen eigenen Pfarrer einsetzen. Später, im Gefolge des Investiturstreits und des Wormser Konkordats, werden diese Rechte stark beschnitten.Reste dieses Eigenkirchenwesens finden sich heute noch im Kirchenpatronat. Im 16. Jahrhundert haben die Herrenvon Nesselrode das Patronatsrecht über die Sander Kirche. Im Ergang gelangtes über die Herren von Hall und die Familie Wolff Metternich an die Familie zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg.
Durch die zunehmende Industrialisierung während des 19. Jahrhundert nimmt die Sander Bevölkerung so Sprunghaft zu, dass das Kirchlein von 1653 auf den alten Kirchhof zu klein wird.
Überlegungen, dort eine neue Kirche zu bauen, werden aus Platzmangel schnell verworfen. 1869 beschliesst der Kirchenvorstand unter Pfarrer Lidwig Fußbahn einen Kirchenneubau. Ein Bauplatz wird erworben, Spenden werden gesammelt, Graf Levin Wolff Metternich, Eigentümer von Haus Lerbach, Inhaber des Patronats und Vorsitzender des Sander Kirchenvorstands, möchte auch sein Scherflein beitragen: Unter der Bedingung, ihm und seinen nachkommen dauerd eine Bank von etwa 8 Fuß Länge in der neuen Kirche zu überlassen, erbietet er sich“ die nötigen Mauersteine für den Neubau unentgeltlich audf die Baustelle zu schaffen“ Nach einigem Hin und Her wird ihm das Recht auf die Kirchenbank zugestanden, solange er und seine Rechtsnachfolger der katholischen Relegion angehören.
Alles lässt sich gut an, die Gesamtfinanzierung steht, die Bauarbeiten gehen zügig voran, da passiert es:Mit grossem Getöse stürzt der halbfertige Turm am 21.11,1879 ein. Die Gladbacher Volkszeitung schreibt: Ein grosser Trümmerhaufen bezeichnet die Stelle wo der Turm gestanden. Der noch stehende Teil der Kirche bietet den trostlosen Anblick einer Ruine dar. Für schuldig befindet man den Architekten und den Maurermeister, die es wohl aus Kostengründen an Sorgfalt und Materialqualität haben fehlen lassen. Während der Architekt mit einer Geldstrafe davon kommt, muss der Maurermeister für ein halbes Jahr ins Gefängnis. Der Turm wird auf Kosten der beiden wieder aufgebaut. Danach kann der Bau ohne weitere Probleme fertig gestellt werden, so dass die neugotische, dreischiffige Basilika schon 1881 bezogen werden kann.
In den beiden Weltkriegen werden, bis auf die kleinste, alle Glocken dem Vaterlande geopfert und zu Kanonen umgeschmolzen. Deshalb erhält die Kirche, jeweils als die Kanonen nicht mehr benötigt werden, neue Glocken. 1908 errichtet man eine neue Klais-Orgel, da die kleine Orgel aus der alten Kirche nicht mehr gut im schuss ist. 1919 bekommt die Kirche als Ersatz für die alte Stadtgas-Beleuchtung auch elektrisches Licht.
Anfang der 60er Jahre wird die Kirche renoviert. Dem Zeitgeist entsprechend mit seinen schlichten, weißen Formen als Inbegriff der Moderne wird sie „entrümpelt“ die Natursteinwände innen und außen werden weiß verputzt. Dabei gehen unersetzliche Wete verloren ( Bänke, Altäre, Kanzel, Bilder, Figuren u.s.w. ) Aber die Ausbesserungsarbeiten sind unzureichend: schon bald zeigen sich wieder Grosse Schäden, insbesondere an den Aussenwänden. Beim Bau der Kirche wurde wohl nicht nur am Turm geschludert. In den Jahren 1978 bis 1981 wir dann innen und aussen grundsaniert. Auch erhält sie eine neue zweigeteilte Schulte-Orgel, die den Blick auf die schönen dahinterliegenden Fenster zulässt. Die alte Orgel erhält ddie Kirche in der Delling. Im Haupteingang befinden sich die Grabplatten zweier grosser Sander Bürger, die, um sie vor weiterer Zerstörung zu retten, vom Alten Kirchhof nach hier verbracht wurden;
Die des Freiherrn von Leers, dem Mitte des 17. Jhd. Haus Leerbach gehörte; und die unseres “ Heldenpastors“ Johann Peter Ommerborn, der von 1826 – 1837 Pfarrer in Sand war und hier das schöne alte Pfarrhaus gebaut hat.
Bearbeitet: Dietmar Weiß