MAN-Stahlhaus

Teil A: Baudenkmal
Frankenforst
Denkmalnummer
A0210
Baujahr
1952
Adresse
51427 Bergisch Gladbach, Nachtigallenstrasse 2
Objektbeschreibung
Rein äusserlich betrachtet ähnelt das Frankenforster MAN-Stahlhaus den konventuellen und aus Ziegeln errichteten Gebäuden der früheren 1950er Jahre. Lediglich die senkrecht verlaufenden Mulden der Stahlblechtafeln verleihen der Fassade eine etwas ungewohnte vertikale Struktur. Der über einem rechteckigem Grundriss traufständig erschlossene, eingeschossige Baukörper ist mit einem 52 Grad steilen Satteldach abgedeckt. Das hatte den Vorteil, dass dadurch das Dachgeschoss noch zu Wohnzwecken genutzt werden konnte. Eine Gaube auf der nördlichen Traufseite bzw. einige vermutlich später eingesetzte Dachflächenfenster sorgen für eine zusätzliche Belichtung der dortigen Räumlichkeiten. Auf die Fertigteil-Kellerdecke ist eine Stahlrahmenkonstruktion aufgeschraubt und diese mit den vorgefertigten geschosshohen und unterschiedlich breiten Stahlblechtafeln ( Stärke=1mm ) verbunden worden. Diese mit Mulden versehenen Fertigteilelemente sind an den Stössen mit einer feinen , ca. 6 cm breiten Deckleiste versehen, sodass sich eine homogene Oberfläche bildet. Sämtliche Stahlteile waren werkseitig feuerverzinkt und mit einem säurebeständigen Prodorit-Anstrich behandelt worden, um sie gegen Korossion zu schützen. Zwischen den äusseren Stahlblechen und den Hartfaserplatten im inneren des Hauses wurde eine aus Glasfasermatten bestehende Dämmung eingezogen. Die Fenster sind als sogenannte Verbundfenster mit aussenliegenden Schlagläden realisiert worden. Diese zweiteilige Fensterform ist als eine Weiterentwicklung des Doppelfensters zu betrachten und stellt den Übergang zu dem modernen Einfachfenster dar, welches allerdings mit einer Isolierverglasung ausgestattet ist.
Literatur
Baudenkmäler in Bergisch Gladbach, Michael Werling, Stadt Bergisch Gladbach, BGV RHEIN BERG.
Koordinaten
7.129155 50.955793

Geschichte

Vor 100 Jahren waren Ingenieure der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg ( MAN ) damit beschäftigt, Fertighäuser aus Stahlskelett und Stahlblechwänden zu entwickeln. Diese Stahlhauspläne wurden aber bald wieder aufgegeben und verschwanden in den Planschränken des Unternehmens. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Produktpalette der Firma MAN geändert werden musste und Rüstungsgüter nicht mehr gefertigt werden durften, erinnerte man sich auf das ehemalige Engagement in Sachen Fertighäuser aus Stahl. Am 28. März 1951 wurde bei der Stadtverwaltung Bensberg der Bauantrag zur Errichtung dieses Einfamilienhauses eingereicht, welches als ein Stahlfertighaus der Firma MAN entstehen sollte. Bauherr war Prof. Dr.-Ing. Walter Wolf gewesen, der als Oberregierungsrat in Wiesbaden tätig war und dort in der Mathildenstrasse 4 wohnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er von 1951 bis 1965 Geschäftsführer des deutschen Stahlverbandes ( DSTV ) mit Sitz in Köln. Da die Militärregierungen zu jener Zeit mit unterschiedlichen Wohnbauprogrammen dem Mangel an Wohnraum entgegenwirken wollten, dürfte Prof. Wolf diese Angebote gerne aufgegriffen und den ganz eigenen Beitrag der Firma MAN unterstützt haben. Offensichtlich ist er hier mit gutem Beispiel vorangegangen! Als Bauleiter dieses Projektes stand der Ingenieur Severin Braun , Bezirksstellenleiter der Firma MAN in Köln, zur Verfügung. Die Planung des Gebäudes lag allerdings in den Händen des Ingenieurs Heinz Bauer, der die Bauten im Stammwerk Augsburg entwickelte und im Werk Mainz-Gustavsburg in Serie produzieren ließ. Es wurden vier Grundtypen angeboten, nämlich 8 x 8 m / 8 x 10 m / 8 x 14 m / und 8 x 16 m. Der Typ 8 x 10 m ist dann in der Nachtigallenstrasse 2 in Frankenforst realisiert worden. ( Werling 2019. S. 167 ff. ).

Bearbeitet: Dietmar Weiß